Kolbermoor – Die mobilen Hochwasserwände an der Mangfall standen bereits in der Früh. In den Morgenstunden haben Mitarbeiter des Bauhofs sie aufgestellt. Danach füllten sie Sandsäcke, denn die Mangfall in Kolbermoor stieg und stieg. Was aber in Kolbermoor klar war: „Der Hochwasserschutz greift“, sagt Bürgermeister Peter Kloo auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Und es „war zu keiner Zeit in Kolbermoor vergleichbar mit dem Jahrhunderthochwasser von 2013.“ Damals schwappten die Wassermassen über die Deiche in der Stadtmitte, ganze Straßenzüge zwischen Mangfall und Staatsstraße standen bis zu einem halben Meter unter Wasser. Damals wurden die Anwohner evakuiert und in der Pauline-Thoma-Schule in einer Notunterkunft untergebracht.
Pegel lag 1,5 Meter unter der Spundwand
Seither hat sich in puncto Hochwasserschutz viel getan. Der Rathauschef sagt hinsichtlich der getroffenen Maßnahmen: „Hätten wir den alten Damm am ,Schwarzen Weg‘ noch, hätten wir jetzt Schweißperlen auf der Stirn.“ Die blieb gestern aufgrund der Maßnahmen von Schweißperlen verschont. Der Wasserpegel lag eineinhalb Meter unter der Spundwand, so Kloo.
Aber von vorne: Den kompletten Montag hatte Karl Schwingenschlögl, Betriebsleiter der E-Werke, die Mangfall fest im Blick. In der Nacht auf Dienstag gegen 2 Uhr wurde dann die „Walze“ an der Ghersburg in Bad Aibling hochgezogen. Diese Maßnahme wird getroffen, damit das Wasser in der Mangfall bleibt und sich nicht rückstaut. „Andernfalls kämen die Mangfalldämme an ihre Leistungsfähigkeit“, erklärt Schwingenschlögl.
Überrascht vom
anhaltenden Regen
Die Walze ist ein massives Bauwerk, das 30 Meter breit und 1,80 Meter hoch ist. „Der anhaltende Regen hat alle überrascht“, sagt er. „Mit so viel haben wir nicht gerechnet.“ Dennoch: „Von den Pegeln 2013 waren wir weit entfernt.“ Gestern sind 219 Kubikmeter Wasser pro Sekunde die Mangfall flussabwärts geflossen – bei Niedrigwasser sind es um die zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde, erklärt er.
Der erste Anruf bei der Kolbermoorer Feuerwehr ging um 1.15 Uhr wegen eines „beschädigten Regenwasserrohrs“ ein. Die Einsatzkräfte leiteten das Wasser um und pumpten den Schacht permanent leer – andernfalls wären die Keller vollgelaufen.
Insgesamt wurden die rund 32 Feuerwehrler, die gestern im Einsatz waren, achtmal wegen Hochwasser gerufen. Unter anderem um 4 Uhr auf die Karolinenhöhe: „Dort ist das Wasser über die Straße getreten und Richtung einer Garage geflossen.“ Mit rund 60 Sandsäcken haben die Einsatzkräfte das Wasser Richtung Straße gelenkt. Ein Teil der Kolbermoorer Mannschaft hat auch in Großholzhausen der dortigen Wehr geholfen. „Vier Feuerwehrler waren im Landratsamt, um dort unterstützend zu wirken“, sagt Kommandant Franz Wudy. „In Kolbermoor war es entspannt – nicht zu vergleichen mit 2013.“ Denn auch Wudy hat das Hochwasser von 2013 noch in Erinnerung. Dennoch: Die Mangfall und die Brücken haben sie den ganzen Tag über kontrolliert.
Ab morgens um 7 Uhr waren die Mitarbeiter des Kolbermoorer Bauhofs im Einsatz: Sie bauten die mobilen Hochwasserwände am Alten Friedhof, am Karl-Daniels-Platz und an der Mangfallstraße nahe des Freibades auf. Obendrein befüllten die Mitarbeiter jede Menge Sandsäcke, denn die beiden Container, die mit Sandsäcken gefüllt sind, wurden nach Bad Feilnbach gebracht.
Nun hieß es für Nachschub sorgen – „für den Notfall“, sagt Bauhof-Leiter Michael Glas. Des Weiteren haben sie die Wassergräben, die unter den Straßen verlaufen, kontrolliert: „Nicht dass die Gitter mit Holz verstopft sind und das Wasser nicht abfließen kann“, sagt Glas. Zu einer Spätschicht mussten die Mitarbeiter des Bauhofs nicht antreten, sagte Leiter Glas auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Nachmittags hörte es auf zu regnen. Und so trafen sich beispielsweise auf der Brücke an der Carl-Jordan-Straße einige Kolbermoorer, um die Mangfall zu beobachten. „Das ist schon arg“, sagt ein Anwohner und erzählt, dass bei seinem Sohn in der Zugspitzstraße der Keller vollgelaufen sei. „Etwa einen Zentimeter hoch steht dort das Wasser.“
Aber auch hier: „Es ist kein Vergleich zu 2013.“ Das Jahrhundertwasser hat sich ins Gedächtnis der Stadt gebrannt. „Die Bilder vergesse ich nie“, sagt der Kolbermoorer. Ein anderer macht Bilder: „Hier bin ich am Wochenende noch im Sonnenschein spazieren gegangen – und jetzt das.“