Kolbermoor – In loser Reihenfolge stellen die OVB-Heimatzeitungen im Vorfeld der Ausstellung der Kolbermoorer Maler (siehe Kasten) die Künstler vor, die teilnehmen.
Erdrückende Hochhäuser und dunkle Gestalten mit fratzenähnlichen Gesichtern durchziehen das künstlerische Werk des Kolbermoorer Malers Loz Verney wie ein roter Faden. Auffallend sind die grafischen Formen, die harmonischen Farbkompositionen, die dicken, schwarzen Konturlinien – und die immer wiederkehrenden abstrakten Hochhäuser als Symbol. Sie erzählen Geschichten – aus dem Leben des 46-Jährigen, der nach vielen unruhigen Jahren in Kolbermoor vor rund zehn Jahren eine neue Heimat gefunden hat.
In London
aufgewachsen
1973 geboren, wuchs Loz Verney in einem Hochhaus-Viertel in Roehampton auf. Der südliche Stadtteil Londons zählt bis heute zu den sozialen Brennpunkten der englischen Metropole. „Die Hochhäuser waren meine besten Freunde, zwischen ihren hohen Mauern habe ich mich geborgen und beschützt gefühlt“, blickt der Künstler auf eine – nach seinen Worten – „komplizierte Kindheit“ zurück.
„Die riesigen Kisten haben mich geprägt und bis heute nicht mehr losgelassen. Die Figuren, die ich jetzt male, stammen im Grunde genommen von den Hochhäusern ab.“
Als Siebenjähriger begann er, sie zu malen. „Daraus entwickelte sich sozusagen eine Liebesaffäre, Kunst war meine erste große Liebe“, bekennt Verney. Aber statt Kunst zu studieren, wandte er sich der Musik zu, studierte Jazzkomposition, Gitarre und Saxofon – und wurde durch ein Stipendium sogar gefördert.
Anfang 2000 ließ sich Loz Verney in München nieder und tourte mit seiner Rock-Pop-Band „Loz“ durchs Land. „Ich habe aber nie diese Liebesbeziehung zur Musik gefunden, das hat nie funktioniert“, begründet er seine Entscheidung, sich nur noch dem Malen zu widmen.
Seit 2011 lebt er davon, seinen Stil bezeichnet er als „Urban Cubism“, umgesetzt in Öl auf Leinwand. Ausgestellt hat Loz Verney weltweit unter anderem in New York, London, Belgien, Italien und Deutschland – ab Ende Oktober wieder in Kolbermoor.
Besondere Impulse, um ein Werk zu beginnen, brauche er nicht. „Ich habe zunächst eine Geschichte, oder es ist eine Erinnerung oder ein Problem, das ich mit der Gesellschaft habe, um ein Statement in Farbe abzugeben. Ich sehe vor meinem inneren Auge die Formen und die Farben. Ich beginne dann mit dem Skizzenprozess, der normalerweise recht lange dauert. Dies ist immer ein zeitintensiver und emotionaler Prozess.“ Dennoch steht für ihn fest: „Nur beim Malen kann ich meine innere Ruhe finden.“
So ergeht es auch Anneliese Inninger, wenn sie vor ihrer Staffelei steht: „Malen wirkt beruhigend auf mich.“ Die Bilder der Rosenheimerin sehen ähnlich aus wie ein Foto, ihre Lieblingsmotive sind Menschen, Tiere und Stilleben. Ihr Stil ist die fotografische Malerei, ihr Malwerkzeug die Pastell-Kreide.
„Das machen nicht viele, weil es recht schwierig ist“, sagt die 80-Jährige. „Was auf dem Papier ist, ist auf dem Papier, da gibt’s nicht mehr viel zu korrigieren. Bei der Öl- oder Acrylmalerei ist das anders, wenn’s nicht passt, wird’s übermalt.“
Skisport, Mode
und Kunst
Inniger malt seit ihrer Kindheit, „meine Bilder sind schon im Schulhaus ausgestellt worden.“ In ihrer Schul- und Jugendzeit waren Zeichnen und die Aquarellmalerei ihre Lieblingsbeschäftigungen – und der Ski-Sport in der Disziplin Slalom. Sie fuhr Rennen und gab Kurse als Verbandsskilehrerin. Im Alter von 18 Jahren musste sie sich dann entscheiden, wie es weitergehen sollte: Sport oder Beruf. „Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich schon länger Abteilungsleiterin in einem Sporthaus war.“
Nach ihrer aktiven Zeit im Wintersport arbeitete Anneliese Inniger dann international erfolgreich als Stylistin für Sportmode und fand durch ihre Designer-Kenntnisse über Formen und Farben zur Malerei zurück, die sie fortan wieder faszinierte. „Kurse habe ich aber nicht belegt, bei mir ist das Talent“, sagt sie selbstbewusst. „Mittlerweile kommen Leute zu mir, die sagen, mein Hund ist gestorben, hier gibt’s ein Foto, davon hätten wir gerne ein gemaltes Bild.“
Das müsse dann wiedergeben, wie der Vierbeiner gelebt habe. „Ich muss den Charakter erkennen. Da brauche ich schon etwas länger für – oftmals viele Stunden“, so Inninger.