Zum Abschied eine Liebeserklärung

von Redaktion

Interview Pfarrerin Judith Lena Böttcher verlässt die Stadt und zieht nach Franken

Kolbermoor – Von Oberbayern nach Franken: Seit September 2014 ist Dr. Judith Lena Böttcher (42) Pfarrerin der Kreuzkirche in der Mangfallstadt – an der Seite von Pfarrerin Birgit Molnar. Die Anfangszeit hat sie bestens in Erinnerung – „ich wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt sie – und die Herzlichkeit ist geblieben.

Umso trauriger sind ihre Weggefährten, dass sie jetzt geht. Mitte März verlässt sie die Stadt und zieht mit ihrem kleinen Sohn in ihre Heimat Franken. In Nürnberg tritt sie eine Pfarrstelle an. Warum sie geht, ob sie schon auf gepackten Kisten sitzt, was sie den Kolbermoorern wünscht und welches das schönste berufliche Ereignis in den vergangenen sieben Jahren war, verrät sie im Interview.

Frau Dr. Böttcher, jetzt haben Sie gerade Ihren Geburtstag gefeiert – es ist der letzte in Kolbermoor.

Ja, ich bin schon wehmütig. Immer wenn ich an die Anfangszeiten denke, erinnere ich mich daran, wie herzlich ich hier aufgenommen wurde – mit offenen Armen. Ich habe mich hier mit meiner Kollegin sehr gut verstanden und auch mit der Gemeinde.

Sitzen Sie denn jetzt schon auf gepackten Kisten?

(lacht) Nein, noch nicht. Ich bin noch bis Mitte März in Kolbermoor. Dann habe ich vier Wochen frei und dann starte ich in Nürnberg.

Sie stammen aus der Nürnberger Region – ist es wie nach Hause zu kommen?

Ja, ich habe mein Vikariat in Nürnberg gemacht und werde dort jetzt auch als Pfarrerin tätig sein. Meine Tätigkeiten sind nach wie vor im wesentlichen Gottesdienste, Beerdigungen, Taufen, Trauungen halten, Religions-Unterricht und Seelsorge.

Warum verlassen Sie Kolbermoor?

Meine Mutter wohnt in Fürth, dann habe ich es auch mit der Betreuung meines zweijährigen Sohnes leichter. Für mich war auch immer klar, dass ich vor der Einschulung meines Kindes zurück möchte. Außerdem habe ich dort noch viele alte Freunde.

Sie sind im September 2014 nach Kolbermoor gekommen. Was war damals Ihr erster Eindruck?

Beeindruckt hat mich die Herzlichkeit der Menschen. Man schwatzt auf der Straße miteinander, im Supermarkt – das hat mich beeindruckt. Außerdem kann ich jetzt als Mutter sagen, dass Kolbermoor eine sehr familienfreundliche Stadt ist.

Was werden Sie vermissen?

Die Nähe zu den Bergen, die schöne Umgebung. Auch das Rosenheimer Orchester – und natürlich die Gemeinde. Es ist diese Überschaubarkeit, man kennt sich, ich bin schnell aufgenommen worden. Das wird in Nürnberg völlig anders sein.

Was war Ihr schönstes berufliches Erlebnis in den vergangenen sieben Jahren?

Der Reformationsgottesdienst am 31. Oktober 2017. Den haben wir gemeinsam mit den Kirchenchören der römisch-katholischen Stadtkirche gefeiert. Es war insofern ökumenisch und wirklich sehr herausragend.

Haben Sie Luther auch als Playmobil-Figur?

(lacht) Ja, sie steht in meinem Regal.

Gab es auch etwas Unschönes?

Da fällt mir spontan nichts ein.

Was möchten Sie Ihrer Gemeinde noch sagen?

Dass es zu Veränderungen kommen wird. Meine Stelle wird nicht nachbesetzt. Aber ich wünsche ihnen, dass sie getrost in die Zukunft gehen. Sie sollen optimistisch und zuversichtlich sein. Die Gemeinde hat ein großes Potenzial, viele Menschen engagieren sich.

Haben Sie schon Adressen zugesteckt bekommen, dass man sich nicht aus den Augen verliert?

Noch nicht. Aber ich hoffe natürlich auf ein Wiedersehen. Ich werde in St. Thomas in Nürnberg sein und freue mich über Besuch. Außerdem werde ich natürlich auch in die Region kommen. Schließlich ist mein Sohn ein gebürtiger Rosenheimer.
Was wünschen Sie Ihrer Kollegin Frau Molnar?

Dass sie getragen und geführt wird. Und dass sie genügend Menschen an ihrer Seite hat.

Warum sind Sie Pfarrerin geworden?

Mein Vater war auch Pfarrer und so hing dieser Beruf immer in der Luft. Kurz vor dem Abitur habe ich gedacht, das könnte ich auch machen.

Was wünschen Sie Kolbermoor?

Dass die Menschen weiterhin so offen bleiben. Und dass die große Toleranz und Vielfalt beibehalten wird. Das macht für mich Kolbermoor aus.Interview: Ines Weinzierl

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