„Heuer schaut es gut aus“

von Redaktion

Wie es Kolbermoorer Glühweinherstellern nach dem Schock des vergangenen Jahres geht

Kolbermoor/Rohrdorf/Berchtesgaden – Mit einem Schlag saßen im vergangenen Jahr Glühwein-Produzenten literweise auf ihrer Ware, nachdem kurzfristig die Christkindlmärkte abgesagt wurden. Nun finden sie allerorts wieder statt. Wie ergeht es ihnen also in diesem Jahr? Der Mangfall-Bote hat nachgefragt.

Rückblick, November 2021: Mitarbeiter der Kolbermoorer Edelobstbrennerei & Weinkellerei Stettner schütten kanister- und fassweise Glühwein in Tanks.

Glühwein musste eingelagert werden

Dann filtern sie und kochen ihn auf, um ihn schließlich in Flaschen zu füllen. Darin ist er bis zu fünf Jahren haltbar, im Kanister wegen seiner Kunststoffbenetzung nicht.

Die Flaschen musste die Firma wiederum lagern. „Den Platz dafür hatten wir gar nicht“, berichtete Geschäftsführer Franz Stettner junior damals dem Mangfall-Boten. Es herrschte ein Engpass auf dem Hof. Zudem ließ sich der Glühwein nicht an Supermärkte absetzen, da diese bereits ihre im Voraus kalkulierten Mengen hatten. Vier Millionen Liter Glühwein produziert die Edelobstbrennerei & Weinkellerei Stettner etwa in einem Jahr. Zwei Drittel davon gehen an die Christkindlmärkte, nur ein Drittel an Supermärkte. Die Produktion beginnt bereits ab Mitte Oktober. Weil die Absage der Märkte 2021 erst Mitte November kam, hatte Stettner schon einen Monat vorproduziert. Die Tanks mit den Basisweinen und Rohstoffen wie Gewürznelken, Anis oder Orangenschalen waren seit August befüllt. So war das vergangene Jahr schlimmer noch als das Corona-Jahr 2020. Damals war der Lockdown bereits früher bekannt, sodass rechtzeitig weniger eingekauft und produziert werden konnte.

Nun hat die Christkindlmarkt-Saison 2022 begonnen. Wie ist die Lage heuer bei den regionalen Produzenten? „Die Erinnerung ans vergangene Jahr sitzt uns allen noch in den Knochen“, berichtet Joachim Wiesböck, Geschäftsführer der ORO Obstverwaltung in Rohrdorf, im Gespräch mit unserer Redaktion: „Noch schaut es heuer gut aus. Die Christkindlmärkte sind überall angelaufen. Bisher gibt es auch keine Einschränkungen. Wenn alles so bleibt, hätten wir sogar gute Voraussetzungen, weil die Adventszeit in diesem Jahr fast eine Woche länger ist. Aber man wird sehen müssen, ob es nicht doch noch zu Einschränkungen kommt.“ Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, müsse sich zeigen, ob die Leute wieder wie früher durchgehend die Märkte besuchen oder lieber zu Hause bleiben.“

Wiesböck und Stettner junior berichten, dass ihnen in diesem Jahr die Rohstoffbeschaffung Kopfschmerzen bereite. „Vor allem beim Zucker ist der Preis hoch, gleichzeitig aber die Verfügbarkeit runtergegangen“, berichtet Wiesböck. „Das ist aber ein Thema, das nicht nur unsere Branche beschäftigt, sondern so ziemlich jeden Wirtschaftszweig.“

Rohstoffe bereiten Kopfschmerzen

Das alles ergebe einen gewissen Wermutstropfen, während der grundsätzliche Absatz des süßen Weingetränks sonst nicht zu wünschen übrig lasse. Das bestätigt auch die Enzianbrennerei Grassl Berchtesgaden, die nach eigenem Rezept extern Glühwein herstellen lässt und direkt an den Endverbraucher verkauft. Die kleinen Endverbraucher gewinnen neben den großen Märkten immer mehr an Bedeutung. „Feuerwehren, Burschen- und Trachtenvereine und viele andere Vereine haben uns bereits große Mengen Glühwein für ihre Weihnachtsfeiern abgenommen, die teilweise schon im November stattfanden“, berichtet Franz Stettner junior.

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