Wein-Messe kommt in Bierregion gut an

von Redaktion

Lohnt sich eine Messe, bei der ausschließlich Weine ausgeschenkt werden, auch in der mit zahlreichen Bierbrauereien gesegneten Region rund um Rosenheim? Dieser Ungewissheit ausgesetzt, wagte Ingo Raibold einen Versuch in Kolbermoor. Und war überrascht über die positive Resonanz.

Kolbermoor Nein, Oberbayern ist nicht Unterfranken und für Wein ist die Stadt Kolbermoor wie auch der Raum Rosenheim wahrlich nicht bekannt. Dort, wo die Hoibe zum Feierabend oder das Weißwurstfrühstück am Wochenende für viele Menschen einfach dazugehört, ausgerechnet dort ging Ingo Raibold ein echtes Wagnis ein. In Kolbermoor veranstaltete er erstmals eine Wein-Messe.

Ort mit ganz besonderem Charme

Als Location hatte sich Messeleiter Raibold das Kesselhaus in der Alten Spinnerei ausgesucht, das seiner Ansicht nach im Großraum Rosenheim seinesgleichen sucht. „Das hat schon einen ganz besonderen Charme und es war ein sensationelles Ambiente“, berichtet Raibold von der dortigen Veranstaltung. 24 Aussteller, darunter Winzer aus ganz Deutschland, aus allen Anbaugebieten in Österreich oder Italien kamen nun nach Kolbermoor, um mehr als 300 Weiß-, Rot-, Rosé- und Eisweine zu präsentieren. Die Rahmenbedingungen waren also geschaffen. Doch wie kam die Erlebnismesse „Wein & More“ bei den Kolbermoorern und Besuchern aus der Region an? „Nach Bier“, das versichert Raibold schmunzelnd gegenüber dem Mangfall-Boten, „hat jedenfalls keiner gefragt.“ Man sei überrascht von dem großen Interesse gewesen. Rund 550 Interessierte seien vorbeigekommen und hätten die Weine verkostet.

Beim Wissensstand, so der Messeleiter, habe es hier große Unterschiede gegeben. „Das reicht von Weinkennern, die sich seit Jahren mit der Materie befassen, bis hin zu absoluten Neulingen.“ Gerade junge Menschen seien zahlreich erschienen.

Beim Verkosten der Weine und im Gespräch mit den Winzern konnten die Besucher erahnen, welchen Einfluss der Boden, das Klima, die Lage und das Können der Winzer auf den Charakter eines Weines haben. Grund zur Sorge, dass sich die Menschen aus der Bier-Region also nicht für Wein interessieren könnten, bestehe demnach nicht. „Wir erkennen ohnehin einen Trend, dass immer mehr Menschen etwas mit Wein anfangen können.“

Unklar war bislang dennoch, ob das Event in Kolbermoor eine einmalige Angelegenheit bleibt, oder ob man sich auch eine Fortsetzung vorstellen kann. „Wir waren sehr zufrieden“ schickt Raibold voraus. Nun sei mehrfach der Wunsch geäußert worden, die Veranstaltung auch nächstes Jahr wieder in Kolbermoor auszurichten. Ergebnis: „Ich mache mir tatsächlich schon intensive Gedanken und es laufen die Planungen für März 2025“, so Raibold. Die Wein-Messe soll dann wieder an gleicher Stelle stattfinden. Ingo Raibold selbst ist im Übrigen kein Winzer. Der Immobilienverwalter aus Erding hat jedoch eine große Leidenschaft für die Vielfalt der Weine – und diese auch nach Oberbayern zu bringen, war ausdrücklicher Wunsch der Winzer, die zu seiner Ausstellergemeinschaft gehören. Gerade weil es in der Region kaum Winzer gibt, würde eine Messe das Wein-Angebot liefern, welches sonst gar nicht in diesem Maße vorhanden wäre.

Absatz von Wein insgesamt rückläufig

Auch wenn Raibold einen positiven Wein-Trend unter seinen Besuchern feststellt, berichtet das Deutsche Weininstitut (DWI) von einem bundesweit eher rückläufigen Weinmarkt im vergangenen Jahr. Dafür seien auch die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verantwortlich, die sich auf das Kaufverhalten vieler Verbraucher ausgewirkt haben. So verzichteten insbesondere einkommensschwache Haushalte 2023 öfter auf Wein, während die finanziell besser gestellten Haushalte ihren Weinkonsum kaum einschränkten, so eine Mitteilung des DWI.

Interessant: Während sich alkoholfreie Biere einer immer größeren Beliebtheit erfreuen, werden auch alkoholfreie Weine immer gefragter. Diese bewegten sich laut DWI zwar noch immer in einer Nische. Durch die „alkoholfreie Weinkategorie“ konnte der anbietende Handel im Vorjahr dadurch jedoch deutlich mehr Käufer erreichen. Ob diese Nische auch in Zukunft auf der Kolbermoorer Wein-Messe gefragt sein wird, bleibt jedoch abzuwarten.

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