Kolbermoor – Die Schmiedebiennale in Kolbermoor ist nicht bloß ein Fest, sondern ein wirklich besonderes Ereignis. Für alle Teilnehmenden, vor allem aber auch für alle Bürger. Das war nicht nur eine Feststellung, die man zu Beginn der Biennale, am Donnerstag, treffen konnte. Es ist ein Fazit, das sich auch gestern, am Abschluss-Sonntag aufdrängte. Festzumachen ist dies an vielem, ganz banal auch am Wetter. Denn das war über die vier Tage hinweg reichlich durchwachsen. Vor allem am Samstag. Da zogen Gewitterschauer über Kolbermoor, die so heftig ausfielen, dass der Festplatz im Nu so gut wie völlig leer war. Nur eine Handvoll ganz Hartgesottener hielten unter den Sonnenschirmen aus, diese dabei mit der Hand festhaltend, damit sie nicht fortgeweht würden.
Kolbermoorer
trotzen dem Regen
Woanders hätte das zweifellos das Ende der Party bedeutet – wer einmal durchnässt den Platz verlassen hat, bleibt auch weg. Nicht so in Kolbermoor. Der Regen hatte noch nicht ganz aufgehört, da waren die ersten wieder als Zuschauer am Schmiedezelt zu sehen. Und Darbietungen unmittelbar nach dem Regenguss, wie etwa von Batteria Z, der Latin-Power-Percussion- Truppe aus München, hatten sogar schon wieder reichlich und überdies bestens gelaunte Zuschauer.
Bürgermeister Peter Kloo nicht ohne Stolz über seine Kolbermoorer: „Warten’s nur, wenn’s jetzt eine Stunde halbwegs trocken bleibt, dann ist der Platz wieder gerammelt voll.“ Die Schmiede selbst zeigten sich vom Wetter – ob Sonne oder Regenguss – sowieso völlig unbeeindruckt. Mochte es, weil der Regen quer daherkam, manchmal auch im Schmiedezelt nass werden – solang das Feuer trocken bleibt, ist für einen Schmied alles in Ordnung. Die Schmiede in ihrem Zelt waren verständlicherweise auch die Hauptattraktion der vier Tage – ob es nun die Schmiedinnen waren, die während der Ladys Night ihren männlichen Kollegen zeigten, wo der Hammer hängt, oder alle zusammen beim freien Schmieden: Das Publikum war begeistert. Nicht zuletzt, weil man bei der Schweizer Delegation fast von Anfang bis Ende erleben konnte, wie ihr „Schmied von Göschenen“ entstand.
Der Schmied ist in der Schweiz eine beinah mythische Figur, die für das Schmiedehandwerk steht, vor allem für Einfallsreichtum und Kreativität, die damit verbunden sind. Er hatte die Idee, einen hölzernen Saumpfad mit Ketten an die Felswände oberhalb der Schöllenen Schlucht zu hängen. Erst damit war der Gotthardpass als Verkehrsweg erschlossen. Die Symbolkraft des „Schmieds von Göschenen“ blieb dabei bis heute erhalten: Ketten nicht länger als Instrument der Knechtung verwandt, sondern als Mittel zur Verbindung gesehen und damit letztendlich der Freiheit: Das war der Wunsch nicht nur der Schweizer Delegation, sondern aller Schmiede.
Das Kunstwerk wird als eine Dauerleihgabe in Kolbermoor verbleiben und demnächst die Sonderausstellung „Geschmiedete Märchen und Mythen“ im Obergeschoss des Rathauses bereichern. Daneben gab es aber auch bei der diesjährigen Biennale viele andere Attraktionen, einer der Renner seit Jahren ist das Kinderschmieden, bestens besucht aber auch die Stände, an denen kleine geschmiedeter Kunstwerke zu erwerben waren. Und dann auch immer wieder besondere Höhepunkte, wie etwa die Demonstration des Schweizers Reto Zürch, der an zwei Strohgebinden zeigte, wie scharf sein Weltmeisterschwert Braida wirklich ist.
Ausstellung
im Mareissaal
Und wenn es dann wieder einmal zu ungemütlich wurde oder gar schüttete – dann gab es den trockenen Mareissaal mit seiner Ausstellung. Denn kaum einer aus der angereisten Schmiedefamilie kommt mit leeren Händen, sie alle bringen aus ihrer Arbeit etwas zum Anschauen, auch zum Kaufen mit. Ums Kaufen, besser gesagt Ersteigern, geht es traditionsgemäß immer am letzten Tag der Biennale. Alle teilnehmenden Schmiede stellen die Arbeiten, die sie während der vier Tage gefertigt haben zum Kauf. Und nicht wenige Kolbermoorer kommen nicht nur wegen der Chance, hier ein einzigartiges Kunstwerk zu erstehen, sondern auch wegen der beiden Versteigerer, Peter Elgaß und Christian Poitsch: Allein deren witzige Wortwechsel im Bemühen für die Objekte vernünftige Preise zu erzielen, sind das Dabeisein wert.
Alles in allem war die Biennale auch diesmal ein voller Erfolg. Und das Wetter? Wer von den Schmieden und den schmiedebegeisterten Kolbermoorern redet schon vom Wetter?