Hier spielt die Zukunft

von Redaktion

Jubel beim Preisträgerkonzert des 66. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD in der guten besuchten Philharmonie

von gabriele luster

Vier Gewinner des 66. Internationalen Musikwettbewerbes der ARD brachten am Freitagabend beim dritten, von Maximilian Maier locker und charmant moderierten Preisträgerkonzert das Publikum in der gut besuchten Philharmonie zum Jubeln. Vor allem beim heuer einzigen ersten Preisträger, dem 26-jährigen Südkoreaner JeungBeum Sohn, der wie schon im Finale mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert auftrumpfte. Trotz leichter Nervosität wirkte er noch freier, risikofreudiger, suchte, die Kontraste von Kraft und Poesie noch stärker auszureizen, Steigerungen noch brisanter aufzubauen und das Tempo in den rasantesten Läufen noch zu steigern.

Dass das keineswegs ein Mehr an musikalischer Durchdringung bedeutet, sondern nur einem zweifelhaften „Immer schneller, höher, weiter“ frönt, sollte der junge Mann allerdings in Zukunft bedenken und nicht der Verführung durch Virtuosität und Effekt verfallen – auch wenn ihm das zum Abschluss den meisten Beifall eintrug.

Deutlich weniger heimste Juliana Koch (zweiter Platz Oboe) ein, die den Abend mit Richard Strauss’ Oboen-Konzert eröffnet hatte. Dabei verstand es die 29-jährige Deutsche, die bereits als Solo-Oboistin im Royal Danish Orchestra in Kopenhagen wirkt, mit ihrem Instrument zu singen. Auf langem Atem baute sie wunderbare Phrasen auf, betörte mit Endlos-Kantilenen, mit kecken Staccati und steckte mit ihrer spielerischen Freude auch das Orchester des Bayerischen Rundfunks an. Dieses bewies an diesem Abend unter Michael Francis’ Leitung wie gewohnt seine stilistische Flexibilität und sein hohes Spielniveau – auch in Tschaikowskys Klavier-Reißer.

Kochs Souveränität stand der 23-jährige Geiger Andrea Obiso (zweiter Platz Geige) kaum nach. Natürlich konnte auch er sich in Prokofjews erstem Violinkonzert auf seine fulminante Technik verlassen. Aber er wollte eindeutig mehr, kniff nicht vor der gestalterischen Herausforderung, spielte im wahrsten Sinne und zuweilen mit draufgängerischer Freude mit seinem Part. Dabei ergaben sich herrliche, oft vom Blick befeuerte Kontakte mit den Orchestermusikern an Klarinette, Cello und Fagott. Mit intensivem Ton blieb der Italiener auch im Tutti präsent.

Als Benjamin der Preisträger verblüffte der 1999 in China geborene Junhong Kuang die Zuhörer. Er gewann den zweiten Preis samt Publikumspreis im Fach Gitarre und präsentierte sich zum Abschluss mit Joaquin Rodrigos Concierto de Aranjuez. Der introvertierte, schmale junge Musiker wurde dabei eins mit seinem Instrument, das er mit hoher Virtuosität in beiden Händen zum Klingen brachte. Ob er sich von der Melancholie des Englischhorns anstecken ließ, in den Kadenzen zauberte oder dem Orchester in fröhlichem Rhythmus den Weg ins Rondo-Finale wies – der Gitarrist blieb ganz bei sich und gewann auch im Gasteig die Herzen der Zuhörer.

Von ihnen hatten viele den Wettbewerb intensiv verfolgt und sich heuer über manche Jury-Entscheidungen gewundert. Deshalb erntete BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner auch heftigen Applaus, als er beim Dank an alle Mitwirkenden und Verantwortlichen anmerkte, dass er den Juroren in diesem Jahr oft etwas mehr Mut gewünscht hätte. Denn drei zweite Preise im Fach Oboe, keinen ersten in Violine und Gitarre – das irritierte manchen. Immerhin hielt sich das Publikum nicht zurück und vergab seine vier Preise mit großer Sympathie an die jungen Musiker aus aller Welt.

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