Ein großes Werk – ein großer Abend. Beides bescherten Mariss Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im dicht besetzten Gasteig mit ihrer ersten gemeinsamen Interpretation von Anton Bruckners achter Symphonie. Mit einer gleichermaßen bewegenden wie grandiosen Wiedergabe des gut 80 Minuten dauernden Opus versetzten Dirigent und Orchester die Zuhörer – darunter 500 Merkur-Abonnenten – in permanente Hochspannung. Nach der Ablehnung des Dirigenten Hermann Levi wegen der für ihn angeblich unspielbaren und unbegreiflichen ersten Fassung (1887) setzte sich Bruckner wieder an die Arbeit und schuf eine stark modifizierte zweite, die 1892 von Hans Richter und den Wiener Philharmonikern mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Auch Jansons und das so brillant wie intensiv musizierende Orchester wählten diese Variante und schafften es, die großartige Architektur sinnfällig in Klang zu übersetzen. Bruckners permanente Abbrüche, die vom prächtigen, bläsersatten Forte ins Streicher-Pianissimo stürzenden Momente und die deshalb sich aus dem Nichts aufbauenden Steigerungen zeugten von einem stets neuen Werden. Letztlich findet es aber erst im massiv sich auftürmenden Finalsatz seine Erfüllung.
Von der phänomenal geschlagenen Pauke und dem protzigen Blech flankiert, erklomm das Orchester den Gipfel – ohne die wunderbaren „Luftgebilde“ von Flöte, Oboe und Klarinette zu missachten. Dies alles ist in der zweiten Fassung noch eindrucksvoller, weil Bruckner das eröffnende Allegro moderato nach kräftigem Fortissimo ins geradezu mystische Verlöschen zwingt.
Lebhaft drängten die BR-Musiker im Scherzo voran und beeindruckten mit großer Klangkultur und Homogenität in den Instrumenten-Gruppen. Herrlich das geradezu liebliche Tönen der drei Harfen im Trio. Sie mischten sich auch in das Adagio, das Jansons und seine Musiker durch ihre ausdrucksstarke Gestaltung (wunderbar Celli und Bratschen, aber auch Hörner und Wagnertuben) zu einem tief berührenden Erlebnis machten.