Hamill, hilf!

von Redaktion

Am Donnerstag startet der neue „Star Wars“ – Mark Hamill kehrt als Luke Skywalker zurück, um die Rebellen zu retten

Als er das letzte Mal in Berlin war, um einen Film zu bewerben, war das 1980 mit „Das Imperium schlägt zurück“. Mark Hamill damals ein junger Kerl, 29; in Berlin stand noch die Mauer. „Nun bauen wir in Amerika unsere eigenen Mauern“, sagt er heute nüchtern. „Lernen wir Menschen nie dazu? Das ist mir so peinlich, und ich möchte mich dafür entschuldigen.“ Der Beginn des Gesprächs in der Hauptstadt beweist, dass der heute 66-jährige Schauspieler ein durch und durch freundlicher Mensch ist. Auf dem Boden geblieben – trotz Höhenflügen bis in andere Galaxien. Das liegt vielleicht auch daran, dass er nach seinem Durchbruch in der Rolle des Luke Skywalker vornehmlich Theater spielte – und den Joker in der Trickserie „Batman“. Doch nun ist’s vorbei mit dem ruhigen Leben: Im jüngsten „Star Wars“-Film „Das Erwachen der Macht“ sah man ihn nach Jahren wieder. In der letzten Szene, als gealterten Luke. Die Fans aus dem Häuschen, Interviewanfragen aus aller Welt landeten auf Hamills Tisch. Mit Spannung wird erwartet, wie es in Episode acht, die am Donnerstag startet, weitergeht. Viel verraten darf er nicht. Erweist sich aber dennoch als unterhaltsamer Gesprächspartner.

-Luke Skywalker hat Ihr Leben beeinflusst. Was ist die Essenz davon – abgesehen vom Ruhm?

Erst einmal: Ich hätte nie gedacht, dass „Star Wars“ so lange fortgeführt werden würde. Ich dachte: Ok, es ist beliebt, aber das wird wieder abebben.

-Woher rührt der Erfolg Ihrer Meinung nach?

Weil es optimistische Filme sind, die man mit der ganzen Familie genießen kann. Ich habe es immer mehr als ein Märchen gesehen. Als ich das Drehbuch damals las, dachte ich: Das ist wie „Der Zauberer von Oz“! Dieser Humor! Die meisten Science-Fiction-Filme sind sehr trocken und ernsthaft. Ich meine: „2001“ ist ein Klassiker, aber hart. Und hier – das ist genial! (Überschlägt sich fast mit der Stimme:) Roboter streiten darüber, wer schuld ist, und regen sich auf, wie sehr sie es hassen, durchs All zu reisen – das hat so etwas liebenswert Tollpatschiges. Das fand ich immer großartig. Und ich freue mich irrsinnig, dass die Fans von einst die Filme heute mit ihren Kindern anschauen. So wie ich es mit meinen getan habe. Ich habe ihnen „A hard Day’s Night“ oder Dick & Doof gezeigt – eben all das, was ich als Kind geliebt habe. Es macht großen Spaß, das nochmal mit ihren Augen zu sehen. Neulich haben meine Frau und ich den Sieben- und den Fünfjährigen eines Freundes für einen Ausflug ins Kino ausgeliehen, um die „Peanuts“ anzusehen. Meine eigenen haben da ja keine Lust mehr drauf…

-Wie viele Actionfiguren von Luke Skywalker haben Ihre Kinder gesammelt?

(Lacht.) Ha! Die Actionfiguren, ja, das ist schon verrückt. Mein Sohn Nathan wurde geboren, als „Das Imperium schlägt zurück“ herauskam. Als Kind war er der größte „Star Wars“-Fan. Ich habe also George (Der Schöpfer der Reihe, George Lucas, Red.) gefragt, ob ich irgendetwas Schönes für meinen Sohn bekommen könnte. Ich dachte an ein nettes T-Shirt oder eine Requisite vom Drehort. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass mein Gesicht einmal auf einer elektrischen Zahnbürste oder auf Unterhosen sein würde! Ich erinnere mich, wie ich Harrison (Harrison Ford, der Han Solo spielte, Red.) stolz zurief: „Hey, Harrison, guck’ mal! Mein Gesicht ist auf der Cornflakes-Packung!“ Ihm war das ziemlich wurscht. Ich hab’s geliebt. Mir macht so ein Quatsch irrsinnig Spaß.

-Sind Sie selbst auch Fan von etwas?

Oh ja, die Beatles waren mein „Star Wars“. Ich war elf und wollte alles über sie wissen. Deshalb habe ich diese obsessive Art des Fantums immer nachvollziehen können. Das hat Nathan wohl von mir. Er war noch in Windeln, als diese riesigen Kartons bei uns daheim eintrafen – darauf nur der Markenname „Kenner“. Und darin all die Actionfiguren. Ich schwöre: Das dritte Wort, das er lernte, war „Kenner“. Wenn ich all die Figuren zur Seite gelegt hätte, wären die heute richtig viel wert. Aber was für ein Vater wäre ich, hätte ich gesagt: „Ach komm, lass’ die mal in der Originalverpackung, damit finanzieren wir später mal dein Studium.“ Klar, heute schaut er sich die Sammlung an und regt sich auf – „warum hast du mich mit der Leia-Puppe spielen lassen? Die ist heute 1400 Dollar wert! Warum hast du mich ihre Frisur verunstalten lassen?“ (Lacht.)

-Apropos Prinzessin Leia. Disney hat versprochen, dass sie Leia nach dem Tod von Schauspielerin Carrie Fisher nicht per Computertechnik auf der Leinwand zum Leben erwecken würden. Die richtige Entscheidung?

Es ist eine ethische Frage. Und es ist doch so: Du wirst den Unterschied zwischen echtem und animiertem Schauspieler immer merken. Klar, die technischen Mittel werden besser und besser. Vielleicht können wir eines Tages wieder neue John-Wayne-Filme sehen. Das ist spannend. Aber Disney sagt, sie werden es nicht tun, und ich glaube, das ist richtig.

-Wie ist das für Sie, die Filme mit ihr zu sehen?

Oh Mann, nicht leicht, klar. Als sie starb, war ich im ersten Moment so sauer! Sie hatte normalerweise immer ein großartiges Timing. Aber jetzt? Gerade ging es wieder los, da wird sie aus dem Leben gerissen. Sie ist unersetzlich. Doch ich kenne Carrie. Wäre sie jetzt hier, stünde sie hinter Ihnen und würde Grimassen schneiden. Sie hat mich immer zum Lachen gebracht. Ich weiß, dass sie wollte, dass wir weiterlachen. Wir hatten uns mal über diese Szene aus „Huckleberry Finn“ unterhalten – wo alle glauben, Huck und Tom seien tot, und die zwei schauen heimlich bei der eigenen Beerdigung zu. Wir haben uns versprochen: Wenn einer von uns früher stirbt, kommt der andere und mischt die Beerdigung auf.

-Und: Haben Sie?

Nein, nein! Als sie starb, dachte ich: Mist, das ist ein Versprechen, das ich brechen muss. Meine Trauer war einfach zu groß. So wie bei „Star Wars“: Auch die Filme beinhalten alle Seiten des Lebens. Triumph und Tragödie, Geburt und Tod…

-Und was beinhaltet der Neue? Es ist das bestgehütete Geheimnis der Branche…

Ja, schon schräg, oder? Ich werbe für einen Film, über den ich nicht reden darf. Was für ein Paradox!

-Was tun Menschen, um Details von Ihnen zu erfahren?

Ach, besonders Ihr Journalisten seid da ja so clever! Ihr sagt Sachen wie: „War es schwierig für Sie, das Lichtschwert wieder zu halten?“ Und ich will gerade loslegen – da fällt mir ein: Ich darf ja gar nicht verraten, ob ich das Schwert benutzt habe. Und die Fans – sind einfach so enthusiastisch! Wenn Sie in mein Haus kämen, würden Sie nicht merken, dass ich mit den Filmen zu tun habe. Dann gehst du auf diese Conventions, trittst auf die Bühne, und da jubeln dir 2000 Leute zu, völlig aus dem Häuschen.

-Was sollte man vor 2000 „Star Wars“-Fans niemals tun?

Den Satz aussprechen: „Ach, kommt, Leute, es ist nur ein Film.“ Das habe ich genau einmal getan. Oh mein Gott, das war, als hätte ich den Papst bespuckt. Die tobten! Dann sagte ich: „Wisst ihr, wen ich hier zitiere? George Lucas!“ Denn wenn wir mal wieder am Set heftig diskutierten, kam am Ende immer nur von ihm: „Lasst es uns einfach machen. Es ist nur ein Film!“ Er hat das ständig gesagt. Ich werde das nie wieder tun.

Das Gespräch führte Katja Kraft.

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