„Wir hoffen auf Großes“, sagt der Minister. Und Andreas Beck, der neben Ludwig Spaenle sitzt, lächelt leise in diesem Moment. Er soll diese Hoffnung erfüllen, wenn er ab 1. September 2019 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels ist. Gestern Vormittag hat das Bayerische Kabinett der Personalie zugestimmt, über die unsere Zeitung bereits in der vergangenen Woche berichtet hat.
„Mit Andreas Beck ist es uns gelungen, einen Künstler der Spitzenklasse für München zu gewinnen“, freut sich Kunstminister Spaenle. Damit übernehme ein „sehr erfahrener Theaterschaffender die Leitung des Bayerischen Staatsschauspiels, der sich an renommierten Häusern im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht und zuletzt sehr erfolgreich das Theater Basel geleitet hat“, erläutert der CSU-Politiker. Beck erhält zunächst einen Fünfjahresvertrag. Wie berichtet, war die Entscheidung notwendig geworden, weil der amtierende Residenztheater-Chef Martin Kušej München vor Ende seines laufenden Vertrages verlässt, um mit Beginn der Spielzeit 2019/20 Intendant der Wiener Burg zu werden.
Für Andreas Beck, der 1965 in Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) geboren wurde, bedeutet die neue Aufgabe „einen Weg zurück“, wie er gestern erklärt. München sei seine „zweite Heimat“, seine „geistige Heimat“: Hier hat er studiert (Kunstgeschichte, Soziologie, Theaterwissenschaft); am Haus, dessen Chef er nun wird, hatte er in den Neunzigerjahren unter Intendant Eberhard Witt seine erste Dramaturgenstelle. „Heute habe ich nach 20 Jahren das Bayerische Staatsschauspiel wieder durch den Künstlereingang betreten. Demnächst an das Residenztheater zurückzukehren, ist mir eine große Ehre. Dieses Theater, so reich an Traditionen, konsequent zeitgenössisch zu denken und zu bespielen als ein Haus der Literatur, gemeinsam mit einem unvergleichlichen Ensemble, das wird meine Aufgabe sein.“
Diese Aussage gibt bereits einen ersten Eindruck, was die Zuschauer vom neuen Hausherrn am Staatsschauspiel mit seinen drei Spielstätten Residenz-, Cuvilliéstheater und Marstall erwarten dürfen. Sein Theaterverständnis, erklärt Beck, gründe auf der Literatur und dem Ensemble – „das sind auch die Pfeiler, die ich für München sehe“.
Spätestens seit seiner Zeit in Wien, wo er von 2007 bis 2015 Künstlerischer Leiter des Schauspielhauses war, gilt der 52-Jährige zudem als engagierter Förderer zeitgenössischer Dramatiker. „Neben Stückaufträgen an Autoren werden wir uns mit dem klassischen Kanon beschäftigen“, kündigt der designierte Intendant an. Wo nötig, will er die Theaterliteratur neu übertragen lassen. „Denn Übersetzungen sind immer auch Moden unterworfen – und Moden verstellen oft den Blick auf den Kern eines Stücks.“ Ästhetisch verspricht er eine „sehr polyphone Regiehandschriftenmischung“.
Derzeit ist Beck noch Intendant und Schauspieldirektor des Theaters Basel. Er verlasse die Schweiz, wo er seit der Spielzeit 2015/16 arbeitet, aber nicht, weil er „genervt“ sei, erklärt er bei der Pressekonferenz und räumt ein: „Gefühlsmäßig kommt der Schnitt ein bis eineinhalb Jahre zu früh. Aber den Rhythmus eines Tanzes bestimmt die Kapelle, nicht der Tänzer.“ Dabei kehrt der Theatermacher durchaus selbstbewusst der Schweiz den Rücken: „Ich verlasse Basel an einem Punkt, an dem das Haus brummt.“ Beck bescherte dem Dreisparten-Haus Zuwächse bei der Auslastung und den Zuschauerzahlen.
Den Kern seines dortigen Teams wird der neue Intendant „gerne nach München tragen. Man muss wissen, mit wem man welche Erfolge errungen hat.“ Daher plant er mit den Künstlern, mit denen er bereits arbeitet, auch für München. „Mir ist das wichtig. Mir ist ein bestimmter Geist wichtig. Und ich nehme stark an, dass Martin Kušej einen Teil seines Ensembles mit nach Wien nehmen wird.“ Dennoch müsse am Residenztheater nun niemand erschrecken, sagt Beck: „Unser Ensemble in Basel ist überschaubar groß.“ Dieses zählt momentan 25 Schauspieler; unter Kušej sind dagegen aktuell 45 Schauspieler fest am Residenztheater engagiert. Gute Voraussetzungen, um große Hoffnungen zu erfüllen.