Es muss ja keine wilde, grellbunte Animation sein. Dennoch bedarf die Website des Doerner Instituts dringend einer Revision. Es dominieren Grau in Grau sowie der sparsame Umgang mit Farbe und Bild. Dabei arbeitet die Münchner Einrichtung genau mit diesen Dingen. Sie betreut das Kunst- und Kulturgut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, konserviert und restauriert verschiedene Bilder, erforscht die naturwissenschaftlichen Aspekte dieser Arbeit und kümmert sich um Museums- und Ausstellungstechnik.
Seit Oktober steht dem Institut erstmals eine Frau vor. Die Münchnerin Andrea Funck ist Holzbildhauerin, Restauratorin und Kulturmanagerin. Promoviert hat sie an der Kunstakademie Stuttgart und an der TU München. Zu ihren Spezialgebieten zählt unter anderem, die Tätigkeit des Restaurators einer großen Öffentlichkeit zu vermitteln: „Verstehen die Menschen das, was wir machen? Interessiert sie unsere Arbeit?“ Dieser „Blick nach außen“ schließt natürlich eine ansprechende Homepage ein. Diese wird auf jeden Fall in der ersten Hälfte 2018 neu gestaltet, verspricht die Direktorin.
Doch das ist nur ein kleiner Teil eines größeren Plans. So soll das Wirken des Doerner Instituts im kommenden Herbst bei einer Ausstellung demonstriert werden: Ab 18. Oktober zeigt die Alte Pinakothek eine Schau mit etwa hundert Meisterwerken der Florentiner Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts. Dort wird es ein Kabinett geben, in dem sich die Besucher über die Arbeit der Restauratoren informieren können. Dabei steht nicht nur der materielle Aufbau eines Bildes im Vordergrund, sondern zugleich die wissenschaftliche Grundlage der Restauratoren-Tätigkeit. Auch beim europaweiten Tag der Restaurierung am 14. Oktober soll die Öffentlichkeit informiert werden. Führungen durch das Institut, das sich in der Neuen Pinakothek befindet, wird es jedoch nicht geben. Kann es nicht. Dazu sind die Räume zu klein, die Objekte zu sensibel. Mit einer Ausnahme, wie Bernhard Maaz, Generaldirektor der Staatsgemäldesammlungen, andeutet: „Exklusivität hat ihren Preis. Einem Großsponsor würden wir eventuell eine Führung gewähren.“ Um das breite Publikum einzubeziehen, könnten sich die Verantwortlichen dagegen vorstellen, einen Film über den Restaurierungsprozess zu drehen. Neben der Öffentlichkeitsarbeit will sich das Institut im neuen Jahr auch auf das Fachpublikum konzentrieren. Im März soll es bei einer Tagung um Temperamalerei gehen, später dann um den Umgang mit Schädlingen in Museen.
Aktuell arbeiten in der Einrichtung etwa 50 Menschen. Um die 30 Objekte werden derzeit restauriert. Zur Vorarbeit gehört auch die Kontrolle der ausgestellten Exponate. In welchem Zustand befinden sie sich? Wurde etwas beschädigt? Insgesamt verfügen die Staatsgemäldesammlungen über 30 000 Werke. Davon ist knapp ein Drittel fürs Publikum zu sehen – nicht nur in München, auch in anderen bayerischen Städten.
Das Doerner Institut wird aus dem Gesamtetat unterhalten. Dazu kommen Gelder von Stiftungen. Andrea Funck vergleicht ihre und die Arbeit ihrer Kollegen mit der eines Facharzts. „Es ist wie bei einer OP. Man weiß nie, was da alles kommt, wenn man den Bauch aufmacht.“ Auch beim Restaurieren lauern Überraschungen. Nur das Ergebnis sieht anders aus als in der Medizin. Ein Patient spürt die Heilung und freut sich. Nicht so das Gemälde und seine Betrachter. „In der Regel sieht man nicht, dass wir restauriert haben“, sagt Funck. „Wenn das zutrifft, war es eine gute Arbeit.“