Größer geht der Gegensatz nicht. Hier die Erinnerung an Jürgen Roses Fantasie-Explosion an der Bayerischen Staatsoper, jetzt „Das schlaue Füchslein“ nur als konzertante Aufführung beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Festschmaus kontra vegan demnach? Sicher: Janáčeks Neunzigminüter, der Tierisches erzählt, aber subtile Menschenerforschung betreibt, braucht dringend die Szene. Und doch hat diese Gasteig-Aufführung ihren Reiz – weil sie Wirkungen verschiebt. Weil nicht Ausstattung überwältigt (und ablenkt), sondern eine Partitur in ihrer vielsagenden Fülle.
Franz Welser-Möst (Foto: Herbert Neubauer, dpa) hat mit seinem Cleveland Orchestra in der US-amerikanischen Heimat und in Wien eine halbkonzertante Version mit projiziertem Trickfilm erprobt, beim BR war hierfür wohl kein Geld vorhanden. Umso mehr genießt man, wie das Ensemble Janáčeks Farborgie offensiv ausspielt. Mit Lust an blinkenden Details, an Dialogen zwischen den Orchestergruppen, auch an den so vielen kammermusikalischen Momenten.
Für die BR-Musiker bleibt Oper ungewohntes Terrain. Umso erstaunlicher, mit wie viel Attacke und Risiko dieser Partitur begegnet wird, auch mit welch großer Trenn- und Tiefenschärfe. Man muss Janáček durch künstliche Hervorhebungen und Zusatzportionen Dramatik ja nicht helfen, das kommt bei Welser-Möst gut heraus: ein Dirigent, der souverän lotst, animiert, bei aller Finessenarbeit das große Ganze im Blick behält, vor allem aber dem Komponisten vertraut.
Exquisit und mehr als rollendeckend die Solistenriege. Alan Held ist ein großstimmiger, sehr reifer Förster. Markus Eiche, als Harašta fast überbesetzt, hätte ihn mühelos vertreten können. Martina Janková singt die Titelrolle mit feinem, exquisitem Sopran, während Jennifer Johnson Cano als Fuchs mit substanzreichem Mezzo dagegenhält. Kurt Azesberger (Schulmeister/ Mücke), Donna Ellen (Förstersfrau/ Eule) oder auch Tareq Nami (Pfarrer/ Dachs) liefern starke Charakterporträts, denen man Szenisches gewünscht hätte. Ein Experiment eben.