Eine neue Ära muss nicht immer von personellem Wechsel begleitet sein. Doch auch, wenn sich bei Intendanz und Chefdirigent zum Glück nichts ändert, markiert die Vorschau der Münchner Symphoniker einen Einschnitt. Nach langer Kooperation mit Münchenmusik wird das Orchester künftig wieder selbst als Veranstalter seiner Reihen in Erscheinung treten und mit dem bewährten Partner lediglich für einzelne Sonderkonzerte zusammenarbeiten. Grund hierfür sind laut Annette Josef vor allem EU-Richtlinien, laut denen man, um Fördermittel zu behalten, gewisse Dienstleistungen alle vier Jahre europaweit neu hätte ausschreiben müssen. Eine Praxis, die vor allem zulasten des Kontakts mit den Abonnenten gegangen wäre.
Es ist ein neuer Status quo, der das Team rund um die Intendantin vor allem organisatorisch vor Herausforderungen stellt, gleichzeitig aber Chancen bietet, das Profil nach eigenen Vorstellungen zu schärfen. Abgesehen von neuem Logo und Internet-Auftritt wird dies vor allem bei den Abo-Konzerten deutlich, die neben Chefdirigent Kevin John Edusei (Foto: Marco Borggreve) etwa von Künstlern wie Reinhard Goebel oder Andriy Yurkevych geleitet werden und auf eine gesunde Wechselwirkung von Tradition und Moderne setzen. Wobei die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts keineswegs als Feigenblatt vorgeschoben wird, sondern stets in dramaturgischem Kontext erklingt. So tritt etwa Dvořáks neunte Symphonie in Dialog mit Musik von Duke Ellington, während Strawinskys „Feuervogel“ auf ein Auftragswerk namens „Les couleurs du feu“ trifft, das man gemeinsam mit den Grenzgängern des radio.string.quartett realisiert.
„Natürlich ist das alles erst einmal neu“, so Edusei. „Aber es setzt viele Energien bei den Musikern und im Team frei. Schließlich sind wir ja ein Orchester, das von Ideen lebt.“ Und ebenso von Entdeckungen. Wie etwa der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée, die zur Vorreiterin der Frauenbewegung avancierte. Oder des als Sohn einer Sklavin in Guadeloupe geborenen Joseph Bologne Chevalier de Saint-Georges, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts als „schwarzer Mozart“ gefeiert wurde. Platz für Beethoven, Brahms und Haydn ist daneben noch genug. Tobias Hell