Streit und Korruption

von Redaktion

Carl XVI. Gustaf ermahnt die Mitglieder der Nobelpreis-Akademie

Die Schwedische Akademie ist eine verschworene Truppe mit altehrwürdigen Gesetzen. „Die Achtzehn“, wie man sie respektvoll nennt, küren den Literaturnobelpreisträger. Jetzt kämpfen sie mit einem Skandal. Im Mittelpunkt der Affäre stehen Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihr Ehemann. 18 Frauen warfen dem Franzosen sexuelle Belästigung vor. Zugleich kam heraus, dass er einen Kulturverein betrieb, der von der Akademie bezuschusst wurde. Die Lyrikerin entschied also heimlich mit über Gelder für ihren Mann. Noch schlimmer dürfte für die Akademie allerdings sein, dass sie die Namen von sieben Nobelpreisträgern vorzeitig ausgeplaudert haben soll, darunter auch den von Bob Dylan.

Die Ständige Sekretärin der Akademie, Sara Danius, beauftragte deshalb eine Anwaltskanzlei, die Beziehungen des Franzosen zur Akademie zu untersuchen. Der Bericht soll Ende dieser Woche veröffentlicht werden, doch er sorgte schon jetzt für einen Eklat: Die Akademie diskutierte die Ergebnisse vergangene Woche und stimmte auch über Frostensons Ausschluss ab. Eine knappe Mehrheit entschied, sie dürfe bleiben – mit der Konsequenz, dass sich drei Mitglieder nun aus Protest von den Sitzungen zurückziehen. Die Rücktritte stellen die Akademie vor große Probleme, denn die drei Sitze können erst neu vergeben werden, wenn ihre Inhaber sterben. Das Gleiche gilt für zwei Mitglieder, die vor Jahren im Streit ausschieden. Von den 18 treten also nur noch 13 zusammen. Die Entscheidung über den Literaturnobelpreis ist davon nicht betroffen.

König Carl XVI. Gustaf hat die Akademiemitglieder nun aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Die Institution müsse für die Mitglieder immer Priorität haben. theresa Münch

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