Das Programm des Münchener Kammerorchesters (MKO) für die kommende Spielzeit heißt „Vorwiegend heiter“. Das klingt in Kachelmann-Wettersprache erst mal ganz nett, kann aber anders betont auch unheilvoll tönen: In erster Linie heiter – da kann jedoch durchaus noch Schlimmes dabei sein. Genau diese Ambivalenz greift das MKO in seinem einmal mehr überaus klug und reizvoll komponierten Konzept auf. Das Bild auf der Saisonbroschüre, eine bunt blühende Blume auf tiefschwarzem Hintergrund, ist Symbol dafür. Und Clemens Schuldt, als Chefdirigent frisch bis 2022 verlängert, stellt klar: „Es geht nicht darum, sich von Dur-Werk zu Dur-Werk zu hangeln.“ Vielmehr soll „die Tiefgründigkeit an der Oberfläche gefunden werden“.
Die spiegelt sich wider in „Unterhaltungsmusik auf höchstem Niveau“, wie „A Set of Pieces“ von Charles Ives. Auch zeitgenössische Kompositionen veredeln wieder die Konzerte, beispielsweise in einem ganz Helmut Lachenmann gewidmeten Abend in der Pinakothek der Moderne. Das klassische Repertoire, seit je her Standbein des Orchesters, wird besonders gepflegt, obwohl Schuldt etwas von der Tradition wegkommen will, im zweiten Teil des Konzerts immer einen „Klassiker“ zu spielen. Dafür gibt es ein Abo-Konzert mit Beethoven satt: alle fünf Klavierkonzerte an einem Abend. Gemeinsam mit der Theaterakademie wird szenisch „Così fan tutte“ realisiert. Und das MKO legt sich für den Nachwuchs ins Zeug: In Kooperation mit der Schauburg entsteht ein Schostakowitsch-Laboratorium, in dem Jugendliche sich ein Jahr lang mit dem Komponisten beschäftigen.
Wenig heiter ist, dass die seit Langem peinigende Probensaalsituation noch immer nicht geklärt ist. Zwar beteuern alle Akteure bei der Stadt ihren guten Willen. Allein Ergebnisse gibt es keine, was Clemens Schuldt verständlicherweise „frustriert und wütend“ macht. Orchestervorstand Michael Weiss zeigt Verständnis, dass das Anliegen eines eigenen Probengebäudes mit angegliederten Verwaltungsräumen angesichts der vielen anstehenden kulturellen Baumaßnahmen in München „zur Unzeit“ kommt. Dennoch müsse schnell etwas passieren. Denn im jetzigen Zustand mit ständig wechselnden, künstlerisch für ein Spitzenensemble inadäquaten Probenräumen sieht er das MKO „in seiner Basis gefährdet“.