Sie haben ihre hiesigen Fans ziemlich lange warten lassen – 24 Jahre, um genau zu sein. 1994 standen They Might Be Giants – damals noch als Duo – zuletzt in München auf der Bühne. Jetzt haben sie, mittlerweile in kompletter Bandbesetzung, ihr Publikum im Ampere mit verschrobenen Indiepop-Perlen beglückt.
„Ich sehe mehr Brillen im Publikum als Bärte“, stellt Frontmann John Flansburgh fest. Tatsächlich sind die Fans gemeinsam mit der Band gealtert. In ihrer amerikanischen Heimat verbindet die Combo dagegen die Generationen, da sie zwischenzeitlich auch mit CDs für Kinder für Furore sorgten.
Andererseits ist man ja immer nur so alt ist, wie man sich fühlt. „Unser Album Lincoln ist auf den Tag genau vor 30 Jahren erschienen“, sagt sein Partner John Linnell und fügt hinzu: „Das ist seltsam, die Platte ist also jünger als wir.“ Und tatsächlich machen They Might Be Giants da weiter, wo sie bei ihrem vergangenen Auftritt in München aufgehört haben. Die Multi-Instrumentalisten liefern eine abwechslungsreiche Show – mit einer irrsinnigen Detailverliebtheit und einem unvergleichlichen Blick fürs Absurde.
Zu den Instrumenten, die Linnell und Flansburgh ins Spiel bringen, gehören neben Synthesizer und Gitarre etwa das Akkordeon und eine Kontra-Alt-Klarinette, die nicht eben zum üblichen Arsenal einer Indiepop-Band gehört. Von der Polka über Punk bis zu dem Titel Fingertips, der sich aus 21 Mikro-Liedchen von wenigen Sekunden Länge zusammensetzt, lassen They Might Be Giants keine Gelegenheit zum Experiment aus.
Dabei ist der Titel ihres aktuellen Albums „I like Fun“ durchaus als Motto des Abends zu verstehen. Und bei allen Experimenten gelingt es den beiden Johns und ihren Mitstreitern doch, immer wie They Might Be Giants zu klingen – egal ob sie einen 30 Jahre alten oder einen brandneuen Titel zum Besten geben. Und so war der Auftritt der Band aus Brooklyn nicht weniger als gigantisch. Hoffentlich dauert es nicht erneut 24 Jahre bis zum nächsten Wiedersehen. marc Kniepkamp