Es soll ja Menschen geben, die sich auch heute noch schwer tun mit der Musik von Arnold Schönberg und eher durch klassisch-romantische Kost zum Kartenkauf animiert werden müssen. Doch vielleicht haben diese Menschen sein Violinkonzert bislang einfach noch nicht mit den richtigen Interpreten gehört. Patricia Kopatchinskaja wurde für ihre leidenschaftliche Wiedergabe im Rahmen des Akademiekonzerts des Bayerischen Staatsorchesters nun bejubelt, als hätte sie gerade einen virtuosen Paganini absolviert. Was hinsichtlich der technischen Anforderungen freilich kaum einen Unterschied gemacht hätte.
Die Geigerin stürzte sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Musik hinein, tänzelte und stampfte barfüßig wild um ihr Notenpult, zeigte zwischen diesen emotionalen Ausbrüchen aber, dass sie ebenso fähig ist, mit zarteren Klangfarben zu malen.
Ermuntert wurde sie dazu nicht zuletzt durch Kirill Petrenko, der das Orchester immer wieder sanft zurücknahm, um sich dadurch neuen Raum für große Klangeruptionen zu schaffen. Eine Taktik, die auch der zweiten Symphonie von Johannes Brahms gut zu Gesicht stand, die für Petrenkos Verhältnisse geradezu entspannt ihren Anfang nahm.
Doch dauerte es auch hier nicht lange, bis der Generalmusikdirektor die Zügel strammer zog und gerade dem dritten Satz einige in dieser Konsequenz selten gehörte dynamische Nuancen abtrotzte, die auch den vor mitreißender Energie überschäumenden Finalsatz dominierten. TOBIAS HELL