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von Redaktion

Für die Ausstellung „Gott, die Welt und Bayern“ öffnet die Bayerische Staatsbibliothek ihre Schatzkammern

VON ALEXANDER ALTMANN

Nur keine falsche Bescheidenheit! Wer solche Schätze besitzt wie die Staatlichen Bibliotheken Bayerns, der muss sein Licht wahrlich nicht unter den Scheffel stellen. Darum ist es ganz richtig, dass die neue Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek in München den Titel trägt „Gott, die Welt und Bayern“. Das ist zwar augenzwinkernd gemeint, aber was da momentan in der Schatzkammer der „Stabi“ versammelt ist, könnte einen Anflug von Größenwahn locker rechtfertigen. Die Schau zeigt singuläre Buchschätze, die sich in den zehn Filialen der Staatsbibliothek von Coburg bis Passau befinden, aber den Prachtstücken in nichts nachstehen, die in der Münchner Zentrale aufbewahrt werden.

Gleich das erste und älteste Exponat gehört immerhin zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Es handelt sich um das sogenannte Lorscher Arzneibuch, das um 800 zur Zeit Karls des Großen entstand. Geschrieben in der Abtei Lorsch, war dieses wichtige Medizinlehrbuch des Frühmittelalters später im Besitz der deutschen Kaiser und wurde von Heinrich II., der 1002 bis 1024 regierte, der Dombibliothek Bamberg geschenkt. Dort befand sich die Handschrift 800 Jahre lang, ehe sie bei der Säkularisation 1803 in Bayerischen Staatsbesitz überging, weshalb sie heute in der Staatsbibliothek Bamberg lagert. Nein, nicht lagert, sondern im Klima-Tresor verwahrt und sorgfältig konserviert wird, sodass man das Original natürlich sehr selten zu Gesicht bekommt – vielleicht nur einmal im Leben.

Aber auch die anderen Preziosen, all diese kostbar illustrierten Handschriften oder Inkunabeln haben es in sich, die in der abgedunkelten Schatzkammer nur beleuchtet werden, wenn ein Besucher an die jeweilige Vitrine herantritt. Aus der Hofbibliothek Aschaffenburg etwa kam eine Gutenberg-Bibel, eines der weltweit nur noch 49 Exemplare, die von diesem 1455 gedruckten Buch existieren. Und dass alte Bücher auch beträchtliches Schock-Potenzial haben können, beweist ein Exponat aus der Staatlichen Bibliothek Regensburg: Eine 1496 gedruckte Ausgabe des „Hexenhammers“, also des „theologischen“ Rechtfertigungs- und Anweisungsbuches für eines der größten Menschheitsverbrechen, die Hexenverfolgung. Das Besondere an diesem Exemplar ist die handschriftliche Eintragung eines Unbekannten, die von einer Hexenverbrennung am 29. Juli 1527 im oberpfälzischen Hemau kündet und der zwei Frauen Namen Agnes Krogerin und Agnes Klemperlin zum Opfer fielen.

Bis 13. Januar,

Mo.-Fr. 11-18 Uhr, So. 13 bis 17 Uhr; Eintritt frei.

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