Ende August haben Uriah Heep mit „Living the Dream“ ihr vorzügliches 25. Studioalbum veröffentlicht, heute ist die britische Band zu Gast im Münchner Circus Krone. Wir sprachen mit Gründungsmitglied Mick Box.
„Living the Dream“, das klingt für einen 71-Jährigen fast schon zu gut, um wahr zu sein…
(Lacht.) Aber das sind nun mal die Fakten! Ich habe den Titel länger mit mir herumgetragen, weil mich die Leute oft fragen, ob mir das Musikerleben noch Spaß macht. Ja, ja und nochmal ja! Ich lebe diesen Traum seit den Sixties.
Uriah Heep haben immer Wert darauf gelegt, mit neuem Material auf Tour zu gehen. Wird das von den Fans goutiert?
Oh ja. Wir haben in jeder Dekade junge Fans hinzugewonnen. Viele von ihnen kennen nur das letzte Album, aber zum Glück haben sie noch viele Geburtstage und Weihnachten vor sich, um sich unseren Backkatalog schenken zu lassen. (Lacht.) Mich würde es unendlich langweilen, immer nur die alten Songs zu spielen. Ich würde sagen, dass unsere Musik den Test der Zeit bestanden hat. Wenn ich junge Fans in den vorderen Reihen sehe, die nach „Gypsy“ rufen, denke ich mir manchmal: Hey, der Song ist dreimal so alt wie du, meinst du das wirklich ernst?
Inzwischen reicht ein Klick auf dem Computer oder Handy, um ein Album per Flatrate zu streamen oder herunterzuladen. Wie verändert das den Wert der Musik?
Natürlich könnte ich jetzt über die verloren gegangene Magie schwafeln oder die Einnahmen-Situation, weil Budgets geschmolzen sind, aber ich bin kein Kulturpessimist. Es gibt nicht weniger kreative Menschen als früher. Es bleibt jedem überlassen, wie intensiv er sich mit Musik beschäftigen will. Nachdenklich macht mich etwas anderes: Zu viele Platten werden nicht mehr als Band aufgenommen, sondern am Computer konstruiert. Und das höre ich. Ich bin der Überzeugung, dass man im Studio zusammenkommen und spielen muss, das macht die Magie einer Band aus.
Gibt’s einen Lieblingssong auf der Bühne?
Die Stücke des neuen Albums. Und von den alten Sachen… Da sage ich mal „July Morning“, weil der alle Stärken von Uriah Heep bündelt.
Wie lange machen Uriah Heep noch weiter?
Aufhören ist etwas für Verlierer! Solange es die Gesundheit zulässt und die Passion da ist, gibt es für mich keinen Grund aufzuhören. Ich schreibe schon an neuen Songs und Texten, das ist ein natürlicher Teil von mir. Ich lasse mich als leidenschaftlicher Zeitungsleser von allem inspirieren.
Auch vom Brexit?
Mal sehen, noch ist ja nichts durch. Das Thema kann einem schon die Laune verhageln. Ich habe fürs Bleiben gestimmt. Aber leider haben sich zu viele von der Desinformations-Kampagne mancher Medien beeinflussen lassen. Dass Politiker lügen, ist nichts Neues. Aber dass es Zeitungen ungefiltert weitergeben oder sogar noch verstärken, das war erschreckend.
Das Gespräch führte Ludwig Krammer.