Dass er Sinn für die innere Struktur eines Rezitals hat, das hat Pianist Igor Levit in der Vergangenheit bereits bei mehr als einer Gelegenheit bewiesen. Und auch sein groß angelegter Zyklus der Beethoven- Sonaten macht da keine Ausnahme.
Wo andere womöglich einen chronologischen Aufbau gewählt hätten, bastelte Levit auch bei der mittlerweile fünften Matinee im Prinzregententheater einen ganz eigenen Spannungsbogen, mit dem Opus 2/2 als Ausgangspunkt.
Gerade im weihevoll zelebrierten zweiten Satz offenbarte sich hier erneut Levits nachdenklich grübelnde Seite, wobei die getragenen Tempi ausgereizt, aber nicht überreizt wurden. Der große Sog wollte sich dennoch erst in der daran anknüpfenden Sonate Nr. 7 einstellen, die einem ähnlichen Konzept folgte, dieses jedoch noch konsequenter umzusetzen verstand: Mit einer klugen Kontrastdramaturgie, die nach einem furios dahinwirbelnden Auftakt ihren Höhepunkt erneut im langsamen zweiten Satz fand, der die Zuhörer in finstere Schluchten zog, ehe das leichtfüßige Menuett sie wieder ins Leben zurückholte. So wohl er sich oft in den seelischen Abgründen zu fühlen scheint, beherrscht Levit aber natürlich auch mindestens ebenso gut das virtuose Handwerk. Was er unter anderem mit dem kompakten Opus 10/2 zeigte, das mit seiner Leichtigkeit die ideale Basis für die berühmte „Jagdsonate“ legte. Hier bahnte sich dann sogar ein Anflug von Humor an, der zwischen den kraftvoll angeschlagenen Akkorden immer wieder durchblitzte.