Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses oder die Rekonstruktion der Altstadt in Frankfurt am Main sind nur zwei Beispiele für die aktuelle Sehnsucht der Menschen nach vergangenen Zeiten. Ganz im Sinne des Gedankens eines „Früher war alles besser“. Wie stark diese Flucht ins heile Gestern den Tourismus verändert hat, untersucht Valentin Groebner in seiner bestechend hellsichtigen Analyse. Denn authentisch ist diese Wiederherstellung von Bausubstanz nie. Vielmehr entsteht ein für den Massentourismus entworfenes und durch ihn geprägtes neues Geschichtsbild. Doch allein das Wort „originalgetreu“ besitzt einen Zauber, dem sich kaum noch jemand entziehen mag. Groebners Überlegung ist kulturkritisch, trotzdem verteufelt er den Tourismus nicht komplett. Warum er zu einer solchen Macht geworden ist, kann Groebner allerdings auch nicht erklären. ulf