Es kommt nicht häufig vor, dass ein Schriftsteller seinen Roman zum Drehbuch umarbeitet. Wenn er es tut, ist das oft ein Glücksfall, so auch in diesem Fall. Ian McEwan hat nach „Abbitte“ und „Am Strand“ auch sein intelligent geschichtetes Ehe- und Gerichtsdrama „Kindeswohl“ adaptiert, ohne den aufgeworfenen Gewissensfragen die dringliche Schärfe zu nehmen. Regisseur Richard Eyre („Tagebuch eines Skandals“) hat daraus, unterstützt von den drei fantastischen Darstellern Emma Thompson als anfangs noch sehr prinzipientreue Richterin Fiona Maye, Stanley Tucci als ihr frustrierter Gatte und Fionn Whitehead („Dunkirk“) als lebensbedrohlich erkrankter Teenager, einen aufwühlenden Spielfilm gestaltet, der differenziert und feinfühlig komplizierteste Beziehungsgeflechte modelliert. ulf