2014 war sein Jahr. Mit „Auf uns“, dem ARD-Song für die Fußball-WM, gelang Andreas Bourani der Durchbruch als Sänger, den in Deutschland wirklich jeder kennt. Zwei Jahre lang tourte er. Danach nahm sich der 35-jährige Augsburger eine Auszeit. Nun hat ihn wieder die Bühnen-Lust gepackt: Am 13. Juli spielt er im Maierhof Kloster Benediktbeuern (Karten: 089/ 54 81 81 81). Ein Gespräch mit dem sympathischen Sänger über Sonnen- und Schattenseiten des Ruhms.
Nach der Fußball-WM 2014 wurden Sie von einer Welle der Euphorie getragen. Dann entschieden Sie, eine Auszeit zu nehmen. War das nicht wie ein kalter Entzug nach dem Rausch der Gefühle?
Das Jahr 2014 war enorm. Klar habe ich das genossen: Die Konzerte sind immer größer geworden, der Fan-Kreis ist gewachsen. Ich habe echt viel gemacht, war nonstop unterwegs. Das war eine sehr intensive, sehr schöne Zeit. Schließlich hatte ich mir den Erfolg viele Jahre gewünscht – in gewisser Weise haben sich all meine Träume erfüllt. Doch ich bin niemand, der zwanghaft versucht, an Vergangenem festzuhalten. Stattdessen habe ich mir Zeit genommen, alles, was zwischen 2014 und 2016 zu kurz kam – Freunde, Familie – nachzuholen. Das hat mir gutgetan.
„Auf uns“ war ein Lied, das Sie für Ihre Freunde verfasst haben. Wofür steht es heute für Sie?
Ich habe gelernt, dass alle Lieder eine Eigendynamik entwickeln. Im Grunde gehören sie mir ja nicht. Beispielsweise „Auf uns“. Das war so nicht geplant, aber ist jetzt auch Teil dieses Fußballsommers 2014. Es gibt Leute, die dazu geheiratet haben, diverse Schulklassen haben es auf ihren Abipartys gespielt, um einen neuen Lebensabschnitt zu feiern. Das gefällt mir: Dass ich einen Anfangsimpuls gebe und die Musik dann ihren Weg in die Biografien anderer Menschen findet, Teil davon wird. Sie durch ihren Alltag begleitet.
Das erinnert an die Diskussion um die Musik von Michael Jackson. Manche möchten sie verbieten, weil Jackson bezichtigt wird, Kinder missbraucht zu haben. Darf man Kunst unabhängig von dem, der sie erschuf, genießen?
Das ist immer so eine Sache, inwieweit man beides voneinander trennen kann. Die Musik bleibt natürlich immer ein Teil von mir als Künstler, weil es eine Geschichte ist, die ich erzählt habe. Am Ende ist es aber auch nur Musik. Ich bin jetzt niemand, der die Welt verändert hat. Im Grunde ist es doch so, dass Musik wichtig ist, aber nicht überlebensnotwendig.
Ach, doch!
(Lacht.) Stimmt, man kann sich ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Kann ich ja auch nicht. Aber ich finde, im Grunde ist es einfach ein herrlicher Luxus. Doch in Bezug auf die Frage zu Kunst und Künstler muss man sich überlegen, wie man selbst Musik hört. Bei mir steht sie gar nicht so in Bezug zu dem, der sie gemacht hat, sondern in Verbindung mit einer Zeit aus meiner Biografie. Ich verbinde persönliche Erlebnisse damit. So geht’s wahrscheinlich den meisten Leuten. Manche Menschen verarbeiten mit Musik Trennungsschmerz, betrauern Verluste, manche erinnern sich an ihren ersten Kuss. Das ist es doch, was Musik mit uns macht.
Und wie entsteht sie? Was inspiriert Sie zu Musik?
Die Inspiration kommt meist aus kleinen Dingen. Im vergangenen Jahr habe ich mich sehr viel mit dem Prinzip des Lebens und mit Menschlichkeit auseinandergesetzt. Was bedeutet es, Mensch zu sein? Was, ein erfülltes Leben zu führen? Auch schmerzvolle Erfahrungen zu verarbeiten. Menschen zu verlieren, loszulassen. Da begegnen mir Geschichten, Vertraute öffnen ihr Herz, erzählen mir Dinge. Wenn ich gerührt bin, wird das im besten Falle Musik.
Eine entscheidende Wende war der Ruhm, mit dem Sie seit 2014 leben. Was daran genießen Sie – und was würden Sie gern abstellen?
Ja, Ruhm ist eine Medaille, die zwei Seiten hat. Oft werde ich in privaten Situationen erkannt als der Mensch, der ich auf der Bühne bin. Ich finde das immer so ein bisschen schwierig, wenn man sich darüber beklagt, schließlich habe ich mich bewusst dafür entschieden. Es ist ja nichts, was mir zufällig passiert ist. Aber es gibt Situationen, etwa, wenn im Restaurant gerade das Essen serviert wird – dann möchte man natürlich lieber essen, als ein Selfie zu machen. Doch in der Regel sind die Menschen, denen ich begegne, verständnisvoll.
Und die Vorteile?
Wenn man Erfolg hat, ist man gern gesehener Gast auf sämtlichen Veranstaltungen. Oder man bekommt Geschenke, von denen man viele gar nicht braucht. (Lacht.) Aber wissen Sie, was tatsächlich das Schönste ist? Dass ich durch meine pure Anwesenheit schon in der Lage bin, Freude zu bereiten. Das ist echt ein Geschenk. Was gibt es Schöneres, als die Leute zum Lächeln zu bringen durch die pure Anwesenheit, durch das einfache Erscheinen, ohne irgendetwas machen zu müssen, ohne da eine Gefallsucht zu entwickeln? Das ist was ungemein Tolles, ja. Das macht mich glücklich.
Das Gespräch führte Katja Kraft.