Kein Glanz? Von wegen. Völlig zu Recht blockt Festivalleiterin Diana Iljine die Kritik ab, es kämen heuer wieder einmal viel zu wenig internationale Gäste zum Filmfest München. Eine Journalistin hatte das bei der gestrigen Pressekonferenz moniert – in Berlin seien es doch viel mehr. Schmunzeln auf dem Podium. „Es ehrt uns, dass Sie uns mit einem A-Festival wie der Berlinale vergleichen, die über ein viel höheres Budget verfügt. Doch ich glaube, wenn Sie einmal den Blick zurückwerfen, werden Sie sehen, welche Größen hier schon zu Gast waren, und auch in diesem Jahr müssen wir uns nicht verstecken.“
In der Tat: Antonio Banderas, gerade in Cannes als bester Hauptdarsteller in Pedro Almodóvars „Leid und Herrlichkeit“ geehrt, kommt – „auf dem Höhepunkt seines Schaffens“ – nach München. Der Film wird an vier Terminen während des Festivals gezeigt und am 29. Juni nimmt Banderas höchstpersönlich im Gasteig den CineMerit Award entgegen. Oder Ralph Fiennes. Der britische Regisseur und Schauspieler wird am 1. Juli im Gasteig ebenfalls mit einem CineMerit Award geehrt.
Und das sind ja nur zwei der vielen (inter-)nationalen Größen, die sich vom 27. Juni bis 6. Juli an den verschiedenen Spielstätten tummeln (Gasteig, Rio Filmpalast, Filmmuseum, Filmtheater Sendlinger Tor, City-Atelier Kinos, Gloria Palast, Hochschule für Fernsehen und Film, Astor Filmlounge im Arri, Kinos Münchner Freiheit, Mathäser Filmpalast). Das Filmfest München lebt von dem unmittelbaren Austausch zwischen Stars und Publikum. Keine Premiere ohne Teammitglieder des jeweiligen Films. „So hautnah, wie man die Leute hier erleben darf, finden Sie das auf keinem anderen Festival“, betont Iljine.
Doch es geht ja nicht nur um große Namen. Cineasten wollen vor allem eines: Filme sehen! Davon gibt’s reichlich, 180 umfasst das diesjährige Programm. Wenn man Schwerpunkte ausmachen möchte, dann einmal das spanisch- und portugiesisch-sprachige Kino, das sich rasant weiterentwickelt und einen immer größeren Stellenwert im internationalen Geschäft einnimmt. Wunderbar, dass die Münchner Programmplaner wie gewohnt Mut beweisen und auch schrägen Projekten wie dem 14,5 (!)-Stunden-Film „La Flor“ ein Forum bieten. Auf drei Ausstrahlungstermine verteilt wird dieses „feuerwerkhafte Werk“ (O-Ton Programmplaner Florian Borchmeyer) aus Argentinien gezeigt. Ein Film, der alle Genres gleichzeitig abdeckt. Ein Großprojekt des Kollektivs „El Pampero Cine“. Die sperren sich gegen jede Form von Fremdbestimmung und übernehmen deshalb einfach alles an der Produktion selbst – vom Drehbuch bis zum Verleih. Mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Familie. In diesem Mammutprojekt-Fall viele, viele Menschen, denen es zu danken gilt – Dauer des Abspanns: 37 Minuten.
Neu ist in diesem Jahr die Reihe „Virtual Reality“. Von 2. bis 4. Juli können Besucher im Isarforum (Ludwigsbrücke) in eine völlig neue Art des Geschichtenerzählens eintauchen. Weil dazu Virtual-Reality-Brillen nötig, aber nicht genug für alle gleichzeitig vorhanden sind, bitten die Veranstalter um vorherige kostenlose Anmeldung unter www.guestoo.de/virtualworlds2019.
Auch einen neuen Preis gibt’s. Der CineCoPro soll an deutsche Koproduzenten eines internationalen Projekts gehen. Das Ziel: Filmkunst international zu vernetzen. Und ganz nebenbei die großen Namen angesichts über 700 anderen deutschen Filmfestivals nach München „zu verführen“. Wenn das keinen Glanz verspricht!
Das Filmfest München
vom 27. Juni bis 6. Juli. Tickets und Programm unter www.filmfest-muenchen.de.