Fitnesstraining für Mozart

von Redaktion

Dirigent und Regisseur Hagel über seine „Zauberflöte reloaded“ im Prinzregententheater

VON TOBIAS HELL

In der Statistik der meistgespielten Opern verteidigt Mozarts „Zauberflöte“ seit Jahrzehnten souverän ihren Spitzenplatz. Da scheint es fast unmöglich, diesem Dauerbrenner noch einen eigenen Dreh zu verpassen. Doch für all diejenigen, die glauben, hier seien sämtliche Pfade bereits ausgeschritten, für die könnte Dirigent und Regisseur Christoph Hagel eine kleine Überraschung parat haben.

Seine Version mit dem Titel „Zauberflöte reloaded“ geht den Ursprüngen des Klassikers auf den Grund, um die Geschichte ebenso mutig wie unkonventionell fit fürs 21. Jahrhundert zu machen. Mit zackigen Streetdance-Moves, Hip-Hop-Beats und einem rappenden Papageno, der nun die Bühne des Prinzregententheaters unsicher machen wird. Wer jetzt gleich von Sakrileg wettert, hat dabei nicht erlebt, mit wie viel Respekt und Leidenschaft Hagel im Gespräch über Mozart redet und wie genau er sich mit der Entstehung des Werkes beschäftigt hat.

„Die ‚Zauberflöte‘ war auch damals in erster Linie Unterhaltungstheater und Mozarts Librettist Schikaneder ein kluger Theatermann, der genau wusste, was sein Publikum sehen wollte“, sagt Hagel. Daneben gebe es aber auch diese Freimaurer-Symbolik. „Und genau aus dieser Spannung heraus funktioniert das Stück. Deshalb versuchen auch wir jetzt, die ‚hohe‘ Welt und die Unterhaltungswelt auf unsere Art zusammenzuführen, indem wir das Wiener Unterhaltungstheater durch Hip-Hop ersetzen. Quasi als neuen Kontrast.“

Die Produktion ist dabei stets auf die richtige Balance bedacht. Denn während der rappende Vogelfänger die Jugend abholen soll, bleiben die Höhepunkte wie Paminas g-Moll-Arie oder das Koloraturen-Feuerwerk der Königin der Nacht in ihrer musikalischen Substanz selbstverständlich unangetastet.

Mozart ist im Leben von Christoph Hagel von jeher einer der Fixsterne. Angefangen beim ersten Opernbesuch, dem „Figaro“, über das Studium bis hin zu seinen eigenen Inszenierungen. „Die Opern von Mozart muss man einfach gemacht haben. Die sind der Anfang von allem.“ Die Da-Ponte-Trilogie hat er in Berlin ebenso aufgeführt wie den „Titus“ und einige Frühwerke. Selten jedoch im konventionellen Theaterrahmen. Die Produktionen auf der dortigen Museumsinsel oder im E-Werk erregten durch den frischen Zugriff auch überregionale Aufmerksamkeit. Genau wie „Die Zauberflöte“ im U-Bahnhof am Bundestag.

Für Christoph Hagel war dies aber keineswegs die erste Begegnung mit Mozarts Opus summum. Bereits 1998 war er musikalischer Leiter für die Zirkuszelt-Variante von Altmeister George Tabori. „Er war ein Phänomen. Mit ihm habe ich die ,Zauberflöte‘ kennengelernt. Aber Tabori ist eben Tabori, der sein ganz eigenes Theater gemacht hat. Es ist sicher kein leichtes Stück, man muss mit dieser Musik auch wachsen. Denn es verändert sich bei jeder neuen Begegnung.“

Eine Geschichte also, die nie wirklich auserzählt ist. Und so musste Hagel nicht lange überlegen, als das Würzburger Mozartfest bei ihm nach Erfolgen seiner Crossover-Abende wie „Flying Bach“ oder „Breakin’ Mozart“ eine neue Version der „Zauberflöte“ in Auftrag gab. „Hier kommen beide Schienen zusammen. Meine Auseinandersetzung mit den Mozart-Opern und die Urban Dance Projekte, mit denen wir in den vergangenen Jahren unterwegs waren.“

Dass die Mischung aus Original und Remix, klassischer Musik und modernem Tanz diesmal nicht nur als kontrastreiches Potpourri funktioniert, sondern ebenso eine Geschichte erzählen muss, ist für Hagel eher Vor- als Nachteil. „Ich kann für mich sagen, dass ich eine Version gefunden habe, mit der ich mich sehr wohlfühle. Wie die ‚Ur-Zauberflöte‘ ist auch unsere ein Abend für alle, an dem die ganze Familie zusammen ins Theater gehen und jeder etwas finden kann, woran er Spaß hat. Egal ob Jung oder Alt.“

Vorstellungen

vom 6. bis 11. August, Prinzregententheater, Telefon 089/93 60 93.

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