Ein Seismograf dafür, wie ein Abend läuft, ist ein Besuch des stillen Örtchens während der Pause. Wenn in der Warteschlange trotz dringenden Bedürfnisses Platz für ein beseeltes Lächeln bleibt – dann ist’s gut. Wenn Sätze fallen wie „Er sieht toll aus, dabei ist er ein Jahr älter als ich“ oder „Er klingt wie früher“ – dann muss es grandios sein.
Der ewig jugendliche Peter Kraus hat’s also immer noch drauf, die Herzen zu brechen. Dabei ist er im März 80 geworden – eines von drei Jubiläen, die er heuer feiert, wie er in der nahezu ausverkauften Philharmonie im Gasteig erzählt. Das zweite sei die Goldene Hochzeit mit seiner Ingrid und das dritte: „Es ist meine fünfte Abschiedstour!“ Gekicher im Saal. Das ertönt öfter, denn Kraus plaudert gern. Er erzählt von der guten alten Zeit, von seinen Anfängen und von der Conny, die ihn auf die Idee mit der Musik brachte. Gemeint ist Conny Froboess (76) – als Bub habe er sie „Pack’ die Badehose ein“ singen sehen. Das wollte er auch machen! Sie sei seine Lieblings-Filmpartnerin gewesen – und: Da ist sie ja! Der Scheinwerfer schwenkt auf die erste Reihe und da sitzt die Froboess und lacht.
Kraus’ Show ist eine geschickt inszenierte Zeitreise in die Fünfziger und Sechziger. Er zitiert Idole von Elvis und Chuck Berry („Tutti Frutti“, „Rock around the Clock“) über Belafonte („Banana Boat Song“) bis zu den Beatles („Yellow Submarine“). Und natürlich bringt er die eigenen Gassenhauer: „Wenn Teenager träumen“, „Mit 17“ und „Sugarbaby“. Da singt und wippt der Saal nicht nur, da wird getanzt! Vor der Bühne twisten die älteren Semester manch jüngeres Groupie in Grund und Boden. Und Kraus? Singt und genießt. Großartig getragen wird er von zwei Background-Sängerinnen und seiner Band. Vor allem in der zweiten Hälfte der gut zweistündigen Show kommt ihm das zugute, seine unverwechselbare Stimme strahlt jetzt leiser. Die Musik: handgemacht, ohne technischen Firlefanz.
Dem Publikum gefällt’s. Es fliegen sogar Unterhöschen – wenngleich das zur Show gehört. „Früher waren die noch ein bisschen kleiner“, grinst Kraus. Ach ja, schön war die Zeit. KATRIN BASARAN