Die dunkle Messe beginnt mit einem letzten Lichtblick. Als Intro hallt Allegris „Miserere Mei“ durch das Münchner Zenith, die A-cappella-Vertonung des 51. Psalms, über die Komponist Franz Wittenbrink einst sagte: „Wenn es einen Himmel gibt, muss er in diesen Klängen liegen.“ Doch nach knapp 15 Minuten des himmlischen Chores bricht die Hölle los. Der schwarze Vorhang fällt, und Tobias Forge alias Cardinal Copia ebnet den Weg in einen teuflisch guten Abend mit den schwedischen Kitsch-Metalern von Ghost.
Forge, blutroter Frack, weiß geschminktes Gesicht und ein umgekehrtes Kreuz auf der Brust, stolziert mit durchgedrücktem Rücken über die Bühne und jongliert mit seinem Mikrofon, während die stets anonymen Band-Untertanen, die allesamt unter dem Titel „namenloser Ghul“ firmieren, das Begleitgewitter durch die Verstärker jagen. „Willkommen zum heutigen Spektakel“, sagt Forge nach den ersten Stücken und verbeugt sich vor den Gästen seines Gottesdienstes der anderen Art. Halleluja!
Das Besondere an Ghost ist, dass sie sich bei aller Blasphemie nicht in die dunklen Sümpfe des Black Metal verlaufen haben, sondern ihre durchaus düsteren Gitarrenriffs in geradezu ironischer Weise mit den Melodien des Pop verschmelzen. Kombiniert mit einem Bombast-Bühnenbild im Stile einer gotischen Kathedrale, wird aus einem schlichten Rock-Konzert ein wahres Metal-Musical. Da wird die gesamte Bühne mit Weihrauch überzogen, bevor bei dem Instrumental-Stück „Miasma“ ein weiß gewandeter Bischof ein Saxofon-Solo anstimmt. Da wird bei „Mummy Dust“ ein Umhängekeyboard in Form eines überdimensionierten Hackebeils ausgepackt. Und bei der Zugabe „Dance Macabre“ strahlt auf einmal bunte Disco-Beleuchtung, und die Konfettikanone feuert ins Publikum. All das nahezu perfekt abgemischt, was im Zenith, der ehemaligen Eisenbahnhalle mit schwieriger Akustik, keine Selbstverständlichkeit ist. Was für ein Abend!