Schwankend an der Salzach

von Redaktion

In Salzburg will das spartenübergreifende Projekt „Mozart moves“ Text und Musik verschränken

VON TOBIAS HELL

Die Salzburger Mozartwoche zu öffnen oder zumindest ein wenig vom elitären Ruf zu befreien – das ist für Intendant Rolando Villazón nicht nur ein Lippenbekenntnis. So sind auch in seinem zweiten Jahr neben internationalen Stars erneut lokale Kultur-Institutionen ins Programm eingebunden. Und wo die erste Runde der gemeinsam mit dem Landestheater ausgerichteten Reihe „Mozart moves“ noch eine lose zusammengewürfelte Ballett-Gala war, hat das Format inzwischen tatsächlich an Konturen gewonnen.

Der zweite Anlauf präsentiert sich als spartenübergreifendes Projekt, zu dem sieben Autorinnen und Autoren Mini-Dramen beigesteu- ert haben – mit Mozarts Bläserdivertimenti als Inspirationsquelle. Den roten Faden liefern dabei das von Dirigent Gabriel Venzago angefeuerte Mozarteum-Orchester sowie Ballettdirektor Reginaldo Oliveira, dessen agile Truppe für fließende Überleitungen sorgt und sich zuweilen mit ins Geschehen mischt. Wobei die Einbindung der ausdrucksstarken Tänzerinnen und Tänzer in die Schauspielszenen meist organischer wirkt als umgekehrt.

Langeweile lassen aber auch   Villazón   und  seine Co-Regisseurin Christina Piegger nur selten aufkommen, die für die sieben Dramolette jeweils eigene Bild- und Bewegungssprachen finden. Während es an der szenischen Umsetzung also nur wenig zu meckern gibt, schwankt die Qualität der Dramolette leider. Eine Verschränkung von Text und Musik gelingt eigentlich nur Jorge Volpi, dessen „Brain Music“ die Wirkung von Klängen wissenschaftlich zu analysieren versucht. Allerdings bleibt auch er oft in ähnlich klischeehaften Phrasen gefangen wie Éric-Emmanuel Schmitt, der eine junge Frau mit dem simplen Satz „Ich liebe Mozart“ auf Partnersuche schickt. Was dank einer sarkastisch trockenen Heiratsvermittlerin (Tina Eberhardt) aber dennoch Laune macht.

Anderes scheint jedoch weniger von Mozart, als von anderen popkulturellen Phänomenen beeinflusst: Etwa bei Martha Bátiz, die in einem starken, verstörenden Monolog Assoziationen an Stephen Kings „Misery“ heraufbeschwört. Oder John von Düffel, der sich eher für den dystopischen Netflix-Hit „Black Mirror“ zu bewerben scheint. Höhepunkt des Abends bleibt so vor allem ein absurd komischer Dialog von Tom Holloway, zu dem Hanno Waldner und Georg Clementi ein hinreißendes Slapstick-Feuerwerk abbrennen, aber auch Guadalupe Nettels „Stimme des Windes“: ein in poetischen Sprachbildern schwelgender Text, der durch Britta Bayers sensiblen Vortrag seine ganz eigene Melodie findet.

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