Mit ihrem zweiten Album waren die Ärzte 1985 zwar noch nicht die „beste Band der Welt“ – diese ironische Selbstbeschreibung gaben sie sich erst später. Aber sie waren in Deutschland ziemlich einzigartig. Drei Typen, die aussahen wie romantische Punks und in ihrer Musik unfassbar viele Stile durch den Fleischwolf drehten. Dazu Texte, die mitunter so offensichtlich kindisch, provokant und deppert waren, dass sie schon wieder als clever durchgingen. Die Wiederveröffentlichung von „Im Schatten der Ärzte“ auf Vinyl zeigt: Diese wilde Mischung ist überwiegend gut gealtert. „Du willst mich küssen“, die Hymne aller verklemmten Gymnasiasten, wuchert mit einer wunderbaren Basslinie wie ein alter Motown-Song, „Buddy Hollys Brille“ ist eine Hommage an den Helden, den Sänger und Gitarrist Farin Urlaub auch an anderer Stelle immer wieder gekonnt beklaut. Letztlich bringt es das Schlusslied „ Was hat der Junge doch für Nerven“ auf den Punkt, angemessen selbstbeweihräuchernd: „Mit uns kommt sowieso keiner mit, denn wir sind die Ärzte und wir sind zu dritt.“ lö