Marguerite Gautier, attraktiv, intelligent, ohne Stand und Vermögen, kann nur als Kurtisane aufsteigen. Schon lungenkrank, entdeckt sie zum ersten Mal die Liebe mit Armand Duval, gibt ihn jedoch auf Bitten seines Vaters frei. Das ist schmachtfetzig démodé. Bei John Neumeier jedoch wird 1978 Alexandre Dumas’ Roman „Die Kameliendame“ (1848) ein auf inneres Erleben konzentriertes, zeitlos vollkommenes Tanzdrama. Die Partys, die „Manon“-Vorstellung, die Liebes-Pas-de-deux fließen zu Chopin in einer immer auch meisterhaft erzählenden Schrittfülle dahin – schlüssig und technisch ausgefeilt. Das Staatsballett ist blendend aufgestellt, wie die Debüts beweisen: Virna Toppis sanfte Marguerite (Foto: S. Gherciu) entspricht ganz Neumeiers Ideal der ungekünstelten Interpretin. Emilio Pavan, ein leidenschaftlicher Tänzer-Darsteller, ist an seinem Armand weiter gereift. Hingehen! (14. Februar., 1. und 3. März, 31. Mai; Telefon: 089/21 85 19 20). MALVE GRADINGER