„Wir sind irritiert“

von Redaktion

Spanien streicht Auftritte von Plácido Domingo – die Bayerische Staatsoper hält an ihm fest

Nach der Entschuldigung von Plácido Domingo an Frauen, die ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, hat die spanische Regierung zwei Auftritte des Stars am Teatro de la Zarzuela in Madrid abgesagt. Diese Entscheidung treffe man „aufgrund der Schwere“ der Vorwürfe und „aus Solidarität mit den betroffenen Frauen“, teilte das Institut für Darstellende Künste und Musik mit. Kurz vor Domingos Entschuldigung im Rahmen der #MeToo-Affären hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt.

„Wir sind irritiert über diese Entwicklungen und nehmen die Thematik sehr ernst“, sagte der Sprecher der Hamburgischen Staatsoper. Sein Haus wolle zunächst an den Auftritten des 79-Jährigen festhalten. „Wir werden uns mit anderen Institutionen in Europa austauschen und danach an die Öffentlichkeit treten.“ Ende März soll Domingo dort in Verdis „Simon Boccanegra“ singen.

Die Bayerische Staatsoper hält an Domingos Engagement als Verdis Nabucco im kommenden Juli ebenfalls fest. „An unserem Haus sind uns keine Vorfälle bekannt, es gibt keinerlei Bedenken von Seiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, teilte Intendant Nikolaus Bachler auf Anfrage mit. „Eine gute Atmosphäre im Haus, auf und hinter der Bühne ist Grundlage für erfolgreiches Arbeiten, wir verurteilen jede Art von unangemessenem Verhalten.“ Es gebe seit Jahren Instanzen, die im Falle eines Falles mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Herr Domingo zeigte für sein Verhalten Reue. Auch daher sehen wir keinen Grund, vertragsbrüchig zu werden.“

Die Salzburger Festspiele teilten unterdessen mit, es gebe für die Auftritte in Verdis „I vespri siciliani“ im kommenden August unterschriebene Verträge. „Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen.“ Die Faktenlage habe sich jetzt allerdings geändert. Man wolle sich über den Fortgang der US-Untersuchungen umfassend informieren. th/dpa

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