Ein Virus aus Asien breitet sich explosionsartig weltweit aus. Staaten erlassen strikte Quarantäne-Regel, Straßen und Geschäfte sind menschenleer. Die mysteriöse Pandemie mit Grippe-Symptomen reißt immer mehr Opfer in den Tod. MEV-1 heißt das Virus, das in dem Hollywood-Thriller „Contagion“ zur globalen Bedrohung wird. Vor neun Jahren brachte US-Regisseur Steven Soderbergh den Katastrophenfilm ins Kino. Durch die Coronavirus-Krise ist der sachlich inszenierte Thriller plötzlich bei Streaming-Diensten wieder stark gefragt. Was 2011 noch Unterhaltung war, hat nun einen bitteren Beigeschmack. Und das Coronavirus lehrt die Entertainment-Branche jetzt das Fürchten.
Der Unterhaltungsbetrieb liegt quasi lahm. Film- und TV-Produktionen werden gestoppt, Kinostarts weltweit abgesagt, Messen und Festivals gecancelt. Experten rechnen mit Einbußen von bis zu 20 Milliarden Dollar in diesem Jahr, wenn sich der Stillstand über mehrere Monate hinzieht. Der erste Einbruch kam schon im Januar mit der Schließung der Kinos in China, dem zweitgrößte Kinomarkt nach USA und Kanada. Im Februar dann das vorläufige Aus für Tom Cruise und „Mission: Impossible 7“. Drei Wochen lang wollte Regisseur Christopher McQuarrie in Italien drehen, wo schon das Virus grassierte. Es geht Schlag auf Schlag weiter: Anfang März wird der Start des neuen James-Bond-Films „No Time to die“ um sieben Monate auf November verschoben. In den letzten Tagen trifft es weitere Blockbuster (wir berichteten).
Nach China, Italien, Polen und Deutschland machen auch in anderen Ländern immer mehr Lichtspielhäuser dicht. In den USA bleiben die meisten Kinos vorerst noch geöffnet, doch sie geben nur die Hälfte der Tickets aus, um mehr Platz und damit mehr Abstand zwischen den Besuchern zu schaffen. Das Disney-Studio gab am Freitag einen massiven Drehstopp bekannt, Begegnungen am Set werden damit vermieden. Ende Februar hatten die Dreharbeiten für „Jurassic World: Dominion“ in Hawaii begonnen, nun wird das Set bis auf Weiteres geschlossen. Für „The Batman“ kam am Samstag die Zwangspause. Abgesagt ist auch die Fachmesse CinemaCon, bei der die Filmtheaterbranche Ende März in Las Vegas die neuesten Hollywoodprojekte vorstellen wollte. Auch die Filmfestivals Tribeca in New York und das Festival in San Francisco (beide für April geplant) sind abgesagt geworden. Das sind schlechte Vorboten für Cannes, wo die 73. Filmfestspiele Mitte Mai (noch) auf dem Plan stehen. Eine Absage würde die schon kränkelnde Branche schwer treffen.