Die Verleihung der Hollywood-Schmähpreise „Goldene Himbeeren“ ist aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung von Covid-19 abgesagt worden. Bis zuletzt habe man noch gehofft, die Veranstaltung durchführen zu können, teilten die Veranstalter mit. Da in Los Angeles Veranstaltungsorte mit mehr als 50 Sitzplätzen geschlossen wurden, habe man keinen Austragungsort mehr finden können. Wie es nun weitergehen soll, war zunächst nicht klar. Die „Razzies“ (kurz für Raspberry/Himbeere) wurden 1980 von dem Cineasten John Wilson als Gegenstück zur glanzvollen Oscar-Verleihung ins Leben gerufen. Demnach stimmen mehr als 1000 Mitglieder aus den USA und zwei Dutzend weiteren Ländern ab. Im Februar hatten die Veranstalter angekündigt, dass das Filmmusical „Cats“, die Komödie „A Madea Family Funeral“ und „Rambo: Last Blood“ die meisten Nominierungen für die „Himbeeren“ bekommen haben.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrats, Ulrike Liedtke, hält eine Absage aller Kulturveranstaltungen aus Vorsorge vor dem Coronavirus für sinnvoll. „Es sollte auch keine kleinen Veranstaltungen mehr geben“, sagte Liedtke. Sie hält finanzielle Hilfe vor allem für freie Künstler für notwendig. „Um die Kulturveranstalter mache ich mir weniger Sorgen, da wird man Regelungen im Rahmen der Wirtschaftsförderung finden. Aber ich mache mir Sorgen um die Kulturinstitutionen, obwohl sie ganzjährige Budgets haben, sodass man umschichten kann“, sagte Liedtke. „Die größten Sorgen mache ich mir um freie Künstler und kleine mittelständische Kulturveranstalter, wo es sofort wegbricht und wo das höchste ehrenamtliche Engagement mit im Spiel ist für wenig Geld.“ Bei ihnen könne die Lage besonders prekär werden.
Die Kultusminister der Länder fordern ebenfalls eine „Abfederung der Folgen“. Sie „stellen fest, dass ohne sehr schnelle und unbürokratische staatliche Hilfen die Gefahr besteht, dass das für eine starke Demokratie unverzichtbare vielfältige kulturelle Leben in Deutschland nachhaltig Schaden erleidet“. Es gehe auch darum, dass sich der Bund zusammen mit den Ländern engagiert. Wichtig sei „eine nationale Kraftanstrengung“. Die Forderung: „Die Kultur-MK erwartet deshalb, dass der Bund vergleichbar zu den Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur und der Abfederung wirtschaftlicher Härten aus der Covid-19-Pandemie gezielte Instrumente zur wirtschaftlichen Existenzsicherung kultureller Einrichtungen und Akteure ergreift. In Abstimmung mit den Ländern und Kommunen sind im erforderlichen Umfang Finanzhilfen und Mittel für Härtefälle insbesondere für freie Kulturschaffende sowie private Kultureinrichtungen beziehungsweise kulturelle Veranstaltungsbetriebe zur Verfügung zu stellen.“ Staatsministerin Monika Grütters sei nun genauso gefragt wie die Kulturstiftung des Bundes sowie die der Länder. mm/dpa