NACHRUF

Trauer um Krzysztof Penderecki

von Redaktion

Bis ins hohe Alter hatte er neue Ideen für Musik. „Ich habe noch Arbeit für die nächsten 20 Jahre“, versicherte der Komponist Krzysztof Penderecki vor Kurzem. Doch nun ist Polens prominentester Tondichter der Gegenwart mit 86 Jahren gestorben.

„Ich liebe es, unbekannte Wege zu gehen“, sagte er einmal über seine Arbeitsweise. Seine Musik hat eine große Bandbreite, einen Favoriten herauszupicken, fiel ihm schwer. „Ich muss, nicht besonders bescheiden, zugeben, dass ich alle meine Werke liebe.“ Unwichtige Musik hingegen – die würde er gar nicht erst zu Ende schreiben. Seine Werke widmete Penderecki den Opfern des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz, des Atombombenangriffs auf Hiroshima und der Terroranschläge vom 11. September 2001. Er komponierte für befreundete Musiker, etwa die Geigerin Anne-Sophie Mutter, den Violinisten Isaac Stern und den Cellist Mstislaw Rostropowitsch. Auch Regisseure wie Stanley Kubrick und Andrzej Wajda arbeiteten für ihre Filme mit Penderecki zusammen.

Zu internationaler Bekanntheit kam der 1933 im südpolnischen Debica geborene Künstler schon als junger Mann: Sein Werk für die Opfer von Hiroshima aus dem Jahr 1959 wurde mit dem Preis der Weltkulturorganisation Unesco ausgezeichnet. Während er mit den frühen Arbeiten als Vertreter der Avantgarde galt, wandte sich Penderecki später verstärkt traditionellen Musik- und Klangmustern zu. Einen Schwerpunkt legte er dabei auf Kammermusik und sakrale Musik.

Sein Landgut in der Nähe von Krakau genoss der umtriebige Komponist und Dirigent allerdings nur selten, obwohl Bäume neben der Musik als seine Leidenschaft galten. Der ausgebuchte Terminkalender ließ jedoch kaum Rast zu. Nach dieser sehnte er sich selbst im hohen Alter nicht. Dass er sich Ruhe wünsche, sei wohl ein Scherz, sagte Penderecki kurz vor seinem 85. Geburtstag im November 2018, den er mit einem einwöchigen Festival in Warschau feierte. Dort kamen ihm zu Ehren Weggefährten der internationalen Musikszene zusammen wie die Dirigenten Juri Baschmet und Christoph Eschenbach. Nicht fehlen durfte Anne-Sophie Mutter, mit der Penderecki eine lange und intensive Künstlerfreundschaft verband. Gebannt lauschte das Publikum in den vornehmsten Konzertsälen Warschaus Pendereckis Tondichtungen. „Was kann man sich mehr wünschen?“, fragte der Komponist damals, der vor allem aus einem Grund besonders glücklich war: „Meine Musik wird in meiner Heimat gespielt und geschätzt.“ EVA KRAFCZYK UND NATALIE SKRZYPCZAK

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