Das Befürchtete ist eingetreten. Eigentlich wollten die Bayreuther Festspiele im kommenden Sommer die Aufmerksamkeit der gesamten Musikwelt auf sich ziehen mit einem neuen „Ring des Nibelungen“. Doch die derzeitige Situation machte alle diese Pläne zunichte: Gestern Abend wurde das diesjährige Festival abgesagt. „Angesichts der bereits jetzt eingetretenen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Betrieb der Bayreuther Festspiele bedauern Geschäftsführung und die Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH – die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth –, dass die Bayreuther Festspiele 2020 ausgesetzt werden müssen“, hieß es in der Mitteilung.
Damit wird die Planung für die kommenden Jahre vollkommen umgestoßen. Der geplante „Ring“ kommt nun erst 2022 heraus – was dem jungen Team mit Valentin Schwarz (Regie) und Pietari Inkinen (Dirigent) vielleicht sogar helfen könnte: Beide wurden relativ spät nach verschiedenen Absagen ins Boot geholt. Im kommenden Jahr gibt es wie geplant eine Neuproduktion des „Fliegenden Holländers“ und – neben den Wiederaufnahmen von „Tannhäuser“, „Lohengrin“ und „Meistersinger von Nürnberg“ – drei konzertante „Walküren“. Letzteres ist quasi der „Ring“-Rest. Wie zu hören war, wollte Bayreuth den Probenbeginn zunächst um 14 Tage verschieben. Doch da die Einschränkungen aufgrund der Pandemie weiter anhalten dürften, wurde diese Lösung verworfen, und man wählte die radikalste Variante.
Mit der Absage ist Bayreuth übrigens nicht allein. Auch die Tiroler Festspiele in Erl haben von ihrem Sommerdurchgang Abstand genommen. Dort plante man unter anderem die Premiere von Wagners „Lohengrin“ – umsonst. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Ansammlung von Menschen in größerer Zahl mindestens bis zum Herbst des Jahres nicht gestattet werden wird“, teilte Erl mit. „Wir werden bis dahin keine Proben, geschweige denn Aufführungen, vor Publikum abhalten können.“ MARKUS THEL