2020 sollte das Jahr seines großen Durchbruchs werden: Mit nur 30 Jahren wollte der österreichische Regisseur Valentin Schwarz Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ inszenieren – und dies in Bayreuth. Doch daraus wird nun nichts. Das Coronavirus macht selbst vor den ehrwürdigen Festspielen nicht Halt.
Seit wann wissen Sie, dass es in diesem Jahr nichts wird mit dem „Ring“?
Katharina Wagner hat mich direkt nach der Entscheidung angerufen, bevor es an die Medien ging. Natürlich hofften wir alle bis zum Schluss, aber ich finde es richtig, dass die Gesundheit der Mitarbeiter und des Publikums nicht riskiert wird.
Warum kann Ihr „Ring“ nicht einfach 2021 nachgeholt werden?
Da spielen zwei Dinge hinein. Erstens die grundsätzliche Langfristigkeit der Engagements der meisten Sänger und Mitwirkenden im Musiktheater. Dazu kommt dann der verstärkte Probenaufwand, weil es sich ja nun mal um vier Opern handelt. Viele können im nächsten Jahr so früh einfach noch nicht anreisen. Ich bin aber überzeugt, dass wir es 2022 hinkriegen.
Wie weit waren Sie denn?
Das Ding ist fertig. Das ist schon krass, dass hier so viel Manpower investiert wurde, unzählige Arbeitsstunden in dieses Material gesteckt wurden, das jetzt zum Einsatz kommen sollte. Wir waren direkt vor den szenischen Proben. Das Ganze in dieser Situation auf Eis legen zu müssen, das ist fast eine Entzugserfahrung. Es ist eine künstlerische Vollbremsung sondergleichen. Man nimmt Fahrt auf, fährt über die Autobahn und wird dann plötzlich zum Stillstand gezwungen. Da muss man innehalten und sich und das, was beim Bremsen im Auto durcheinander gefallen ist, erst mal sortieren. Mein Team und ich werden uns jetzt neu organisieren und die künstlerische Energie, die bereitgestanden hat, in andere Herzensprojekte stecken.
Klappt es denn 2022?
Wir tun alles dafür. Wir als künstlerisches Team und als Gestalter wollen den „Ring“ auf jeden Fall zur Aufführung bringen – und zwar als Ganzes. Es war für uns kein Thema, vorschnell irgendetwas zu reduzieren und etwa nur zwei Opern aufzuführen.
Was bedeutet die Absage für Sie persönlich?
Das ist de facto ein Berufsverbot. Für mich ist jedoch weniger der finanzielle Verlust entscheidend, sondern die Tatsache, dass wir als Künstler abgenabelt sind von unserem Publikum, das wir aber brauchen.
Das Gespräch führte Britta Schultejans.