Jodi Picoult hat ein Faible für heikle Themen. Sie schrieb schon über Amokläufe an Schulen, Schuld und Sühne ehemaliger Nazis oder Organspenden von Retortenbabys. Oft gelang es Picoult dabei, ethisch schwierige Fragen in fesselnden Geschichten zu verhandeln. In ihrem neuen Werk ist sie daran gescheitert. Das Thema Abtreibung erweist sich als zu vielschichtig, um es nach dem üblichen Erfolgsrezept in einen Roman zu packen. Ein Geiseldrama in einer Abtreibungsklinik bietet den Anlass, das Sujet ausführlich zu behandeln – was zu der absurden Situation führt, dass die Geiseln, während sie in Lebensgefahr und zeitweise nahe am Verbluten sind, seelenruhig über das Für und Wider eines Schwangerschaftsabbruchs debattieren. Hier und da geht zudem der Kitsch mit Picoult durch. Fazit: Lieber noch einmal „19 Minuten“ oder „Beim Leben meiner Schwester“ zur Hand nehmen. jp