Deutschunterricht mit der „Tatort“-Kommissarin

von Redaktion

VON MICHAEL SCHLEICHER

Vorhang auf für eine besondere Variante des „Homeschooling“: Die Münchner Kammerspiele, seit Ausbruch der Corona-Krise vorne mit dabei, wenn es um die kreative Nutzung des Internets fürs Schauspiel geht, läuten zum ersten Mal die Glocke für die „Drama Kammer“. Mit Schülerinnen und Schülern werden lehrplanrelevante Theaterstücke gelesen und diskutiert. Zum Auftakt steht morgen um 15 Uhr „Der gute Mensch von Sezuan“ (1939) von Brecht auf dem Stundenplan. Angesetzt sind drei Nachmittage à 90 Minuten.

Die Schauspielerinnen Eva Löbau und Julia Windischbauer sowie ihr Kollege Stefan Merki bereiten das Stück vor. Hervorgegangen ist das kostenfreie Angebot aus dem abgesagten Osterworkshop für Kinder und Jugendliche. „Unsere Theaterpädagogin Elke Bauer hat die Schulen gefragt, wie wir sie unterstützen können“, erzählt Löbau im Gespräch mit unserer Zeitung. „Da kam der Wunsch auf, dass Schauspielerinnen und Schauspieler Stücke, die Unterrichtsstoff sind, ungekürzt lesen. Das fanden wir super.“ Löbau gehört seit 2018/19 zum Ensemble des Hauses, mit Hans-Jochen Wagner ermittelt sie zudem als Kommissarin im ARD-„Tatort“ aus dem Schwarzwald. Nun gestaltet sie einen besonderen Deutschunterricht mit – und erinnert sich gern an ihren eigenen: „Alle meine Deutschlehrerinnen waren wichtige Personen für mein Leben, ihr Unterricht bot mir geistige Auseinandersetzung. Ich habe gerne Aufsätze geschrieben und gerne gelesen.“ Vor Kurzem erst hat ihre Mutter der 48-Jährigen eine Aphorismensammlung mitgebracht, die sie 1989 von ihrer Deutschlehrerin geschenkt bekommen hatte: „In der Widmung bedankt sie sich für einen Auftritt bei einer Schulaufführung. Ich hatte das völlig vergessen.“ Nicht zuletzt hat die Schule auch Löbaus Karriere mitgeprägt: „Durch die Theater-AG wurde mir klar, dass Schauspielerin ein richtiger Beruf ist.“

„Der gute Mensch von Sezuan“ war eines der ersten Stücke, das sie auf einer Bühne gesehen hat. „Brecht hat echt ein krass umfangreiches Werk hinterlassen, das kann man auf viele Weisen entdecken“, sagt die Schauspielerin, die sich für ein anderes Projekt gerade mit der Lyrik des Dichters beschäftigt hat. Die erste „Drama Kammer“ sieht sie als „Testballon“ – „wir hoffen sehr, dass daraus eine Reihe wird.“ Schließlich geben die Lehrpläne genug Stoff her: „Ich habe total Lust darauf.“

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