Als Theaterfuchs und Regisseur weiß Josef Köpplinger natürlich um den perfekten Auftritt. „Hinter dem Vorhang“ heißt das neue Talk-Musik-Format, mit dem sich das Staatstheater am Gärtnerplatz online zu Wort meldet. Passend zum Titel öffnet sich der prachtvolle „Wagnervorhang“, bevor die Protagonisten ihre Plätze einnehmen. Locker will der Intendant die Gespräche führen. Und diese Entspanntheit steht dem Format gut, spiegelt sie doch Wesenszüge des Hauses wider: unprätentiös, sympathisch, nahbar – und das auf künstlerisch höchstem Niveau.
Dass es Köpplinger gelungen ist, für die erste Folge eine Legende wie Brigitte Fassbaender als Gast zu bekommen, spricht für ihn. Einspieler zeigen Inszenierungen, die Fassbaender am Haus erarbeitet hat. Herrlich verbindet sie tiefgehende Gedanken, etwa zur Liebe in Strauss’ „Ariadne auf Naxos“, mit witzigen Anekdoten – darunter eine Begegnung als Giulietta in „Hoffmanns Erzählungen“ mit einem berühmten Tenor, der schweißnasse, eiskalte Hände hatte. Ihre Umarmung war dann eher mütterlich, beruhigend, statt wie vorgesehen erotisch.
Camille Schnoor und Daniel Prohaska berichten, wie es als Bühnenpaar besser funktioniert. Und sie singen: ein Duett aus Kalmans „Faschingsfee“. Schnoor zeigt mit „In quelle trine morbide“ aus Puccinis „Manon“, dass im jugendlich-dramatischen Fach noch einiges von ihr zu erwarten ist. Auch die Nachwuchskünstler Anna-Katharina Tonauer und Daniel Guttmann lassen aufhorchen. Diese Musikbeiträge veredeln „Hinterm Vorhang“ und machen Lust auf einen Theaterbesuch! Köpplinger nutzt die Plattform, um die (Teil-)Öffnung der Bühnen von der Politik vehement einzufordern. Hoffentlich kommt bald Bewegung in die Debatte. Bis dahin tröstet „Hinter dem Vorhang“: Für eine der nächsten Folgen hat sich Konstantin Wecker angekündigt. MAXIMILIAN MAIER