In Indien treffen viele Kulturen, Religionen und Traditionen aufeinander. Was in Bollywood-Filmen bunt und fröhlich erscheint, ist in der Realität oft düster: Soziale Ungerechtigkeiten, Menschenhandel, staatliche Willkür und Gewalt prägen das Leben in dem illegal errichteten Slum-Viertel, in dem der neunjährige Möchtegern-Detektiv Jai aufwächst. Die indische Journalistin Deepa Anappara hat einen wahren Fall von Kindesentführung aufgegriffen und nutzt die Perspektive des kleinen Jai, um kritisch und zugleich liebevoll von ihrer Heimat zu erzählen. Das hat zwei Effekte: Während die kindliche Unverkopftheit eine mitreißende Nähe schafft, droht gleichzeitig eine Verharmlosung: Für eine Version der indischen „Drei ???“ ist die Realität zu erschreckend.  mbl