Tröpfchen für Tröpfchen

von Redaktion

LMU untersucht mit BR-Solisten Ausbreitung der Atemluft

VON MARKUS THIEL

„Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“: Welche Tröpfchen dabei wohl die Sängerin oder der Sänger ausstößt? Und was passiert, wenn man die Passage mal leise, mal lauter, mal in hoher, mal in tiefer Lage singt? All das und noch viel mehr wird derzeit mit Mitgliedern des BR-Chores untersucht – ausgehend von der bekanntesten Passage aus Beethovens Neunter. Es ist eine groß angelegte Studie, in die auch Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks einbezogen wurden. Verantwortlich ist dafür Professor Matthias Echternach, Chef der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Kooperationspartner ist das Universitätsklinikum Erlangen.

Schon einige Studien haben sich mit dieser Problematik befasst. Bei den Bamberger Symphonikern etwa, bei der Berliner Charité oder bei der Münchner Bundeswehr-Universität wurde geforscht. Allen ist ein Ziel gemeinsam: Es soll herausgefunden werden, unter welchen Voraussetzungen ein Proben-, Konzert- und Opernbetrieb wieder aufgenommen werden kann.

Echternachs Versuche sollen Erkenntnisse liefern „über die Abstrahlung und Verteilung von Tröpfchen und Aerosolen beim reinen Singen, beim Sprechen und Singen von Texten“, bestätigte der BR auf Anfrage. Auch Blasinstrumente würden in die Datenerhebung aufgenommen, „um die möglichen verschiedenen Orte der Aerosol-Austrittsstellen am Instrument zu analysieren“. Was diese Studie von anderen unterscheidet: Sie analysiert nicht nur die Strömungsgeschwindigkeit von Partikeln, sondern die Ausbreitung und Verteilung der Tröpfchen und Aerosole im Raum.

Daran beteiligt sind zehn Sängerinnen und Sänger aus dem BR-Chor und zehn Bläser-Solisten des BR-Symphonieorchesters. Vor Beginn der Studie mutmaßte Matthias Echternach unserer Zeitung gegenüber, dass sich bei den verschiedenen Blasinstrumenten erhebliche Unterschiede ergeben könnten. Während es sich zum Beispiel bei einer Trompete mit ihren relativ dicht schließenden Ventilen um ein „geschlossenes System“ handele, könnte sich bei der Querflöte eine größere Streuung ergeben. Derzeit forscht Echternach mit seinem Team täglich mehrere Stunden. Noch im Juni sollen erste Ergebnisse vorliegen.

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