Eine Zauberflöte

von Redaktion

Das achte Montagskonzert im Nationaltheater nährte die Sehnsucht nach Oper

VON GABRIELE LUSTER

Ausgerechnet eine einzelne Flöte zaubert einen Hauch große Oper in das leere Nationaltheater… Ob sie mit Pamina die verlorene Liebe betrauert, sich mit Violetta in die Koloraturen stürzt, mit Lenski leidet oder mit Carmen in die Habanera einstimmt: Sie weckt Bilder und Erinnerungen an all das, was auf der Bühne gerade vom Publikum schmerzlich vermisst wird: „Zauberflöte“, „La traviata“, „Eugen Onegin“, „Carmen“. All dies wird für Momente lebendig, wenn Paolo Taballione einfühlsam, schwerelos und virtuos zugleich in Fantasien und eigenen Bearbeitungen durch die Opernwelt streift. Begleitet wird der Solo-Flötist des Bayerischen Staatsorchesters bei seinem Rundgang von Fabio Cerroni am Klavier.

Auch im achten Montagskonzert kündigt Intendant Nikolaus Bachler wieder die bewährte Mischung aus Musik, Tanz und Gesang an. Golda Schultz ist in München, von wo aus sie vor einigen Jahren auf die Bühnen der Welt startete, immer noch ein vom Publikum geliebter Gast. Mit ihrem bis in die Höhe warmen, ausgeglichenen Sopran leuchtet sie hinein in Schuberts Welt: Von Francesco Sergio Fondaró lebendig am Klavier begleitet, versinkt sie in „Nacht und Träume“ und verwebt eine unverstellte Innigkeit in die Romanze „Der Vollmond strahlt auf Bergeshöh’n“. Im Wechsel der Stimmungen und Rhythmen nimmt „Viola“ als Szene Gestalt an, zumal Schultz den Zuhörer vor dem Bildschirm direkt anzusingen scheint. Ausdrucksstark und mitreißend gelingen Sängerin und Begleiter auch die englischen Lieder  von  John  Carter, die in ein einvernehmliches Lächeln münden.

Mit ebenso kraftvollen wie geschmeidigen Bewegungen beeindruckt Osiel Gouneo (Erster Solist des Staatsballetts) in einem Solo aus dem von Yuri Grigorovich choreografierten „Spartacus“. Bevor er in Wayne McGregors „Borderlands“ (diesmal ins weit besseres Licht gerückt) mit viel Ausdruck imponiert, bieten die Kollegen Klassischeres: Jeanette Kakareka mit einem Solo aus „Emeralds“ aus Balanchines „Jewels“ und Dmitrii Vyskubenko mit einer „Dornröschen“-Variation (choreografiert von Nikolai Grigorjewitsch Sergejew).

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