Mit der geografisch fragwürdigen Erkenntnis, dass „über jedes Bacherl a Brückerl“ geht, wurde Stefanie Hertel 1992 bekannt. Damals war sie zwölf und fortan auf die Rolle als herziges Volksmusik-Mädchen aus dem Vogtland abonniert. Später heiratete sie den Trompeter Stefan Mross, wurde Mutter, sang Schlager („Kopf hoch, Krone auf und weiter“) – und blieb musikalisch brav. Erst bei der Verkleidungs-Show „The Masked Singer“, bei der sie als „Panther“ unter anderem „Highway to Hell“ von AC/DC sang, staunten die Zuschauer 2019 über eine ganz neue Stefanie Hertel. Und jetzt, mit 40, rockt sie weiter – als Country-Sängerin in ihrer Familienband More than Words, deren exzellentes erstes Album „Home“ gerade erschienen ist.
Für die musikalische Hertel-Wende sorgte Ehemann und Gitarrist Leopold „Lanny“ Lanner, den die Sängerin 2014 nach der Trennung von Mross heiratete. Der Country-Fan aus Österreich und die gemeinsame Begeisterung für die TV-Serie „Nashville“ inspirierten die Hertels, künftig mehr nach Tennessee zu klingen und weniger nach Thüringen. Zum Trio gehört neben Stefanie und Lanny noch Tochter Johanna Mross (18), die auf der Debütplatte als hochtalentierte Sängerin glänzt – und die ohnehin nie Lust hatte, Deutsch zu singen. Das Album klingt in seinen besten Stücken wie „Home“ und „Naive“ oder dem rockigen „Two Seconds on a Highway“ nach einem Mix aus der gefeierten US-Country-Band Lady Antebellum und Klassikern wie Billy Ray Cyrus. Tolle Harmoniegesänge, kraftvolle Country-Gitarren von „Lanny“ Lanner, der auch die meisten Stücke geschrieben hat – Deutschlands momentan meistverkaufte Country-Platte ist eine echte Überraschung. Und sie ist „Made in Bavaria“, aufgenommen daheim bei den Hertels im Chiemgau. Über dieses musikalische Brückerl geht Stefanie Hertel nur zu gern: „Es fühlt sich total anders an. Ich bin Teil einer Band und spiele nicht die erste Geige. Meine Familie neben mir auf der Bühne zu haben, erfüllt mich mit großer Freude und unbändigem Stolz.“
More than Words:
„Home“ (Angel Road Records).