Konzert in der Box bald in München?

von Redaktion

Wincent Weiss singt in Köln vor 896 Menschen

VON KATHRIN BRAUN

Man kann es sich kaum noch vorstellen: hautnah dabei zu sein, beim Konzert seiner Lieblingsband, die Hände in die Luft zu strecken – und mit Tausenden anderen Menschen den Moment zu feiern. Seit Montag können sich Musikfans immerhin wieder über kleine Konzerte in Bayern freuen – draußen mit 100 Besuchern, drinnen mit 50, bald etwas mehr. Ein bisschen neidvoll mag jetzt aber der Blick nach Köln wandern. Dort tritt Popsänger Wincent Weiss am Samstag vor fast 900 Menschen in einer Arena auf – Corona-konform, weil alle Besucher in Plexiglas-Boxen sitzen. Die Veranstalter verraten: Das könnte es bald auch in München geben.

Hinter dem „Arena Now“-Konzept stehen Thomas Fasshauer und Tom Thomas. Sie gehören fest zur Kölner Partyszene. Fasshauer veranstaltet Events, Thomas betreibt mehrere Nachtclubs. „Die Idee kam uns, als die kölsche Rockband Brings in einem Autokino aufgetreten ist“, sagt Fasshauer unserer Zeitung. „Da war klar, es gibt einen Weg, wie man Bands weiter auftreten lassen kann.“ Nicht nur unter freiem Himmel – sondern mit allen Vorteilen, die Konzerthallen bieten: Lichteffekte, Tonqualität, Wetterschutz. „Wir mussten einfach 200 Kleinwagen in die Lanxess-Arena bringen.“

Durch die Lockerungen waren aber die Autos nicht mehr entscheidend, sondern der Abstand. Deshalb sollen die Besucher in sogenannten Cubes sitzen – Blöcke, in denen vier Personen Platz nehmen können, immer mit 1,5 Meter Abstand zum nächsten Block. Die Seiten sind mit Plexiglas verkleidet. Die Lanxess Arena werde außerdem in fünf Zonen aufgeteilt, von denen jede einen eigenen Ein- und Ausgang hat, damit sich die Besucher nicht kreuzen. Auch beim Einlass gelte der Mindestabstand, vor jedem Tresen seien dafür Markierungen angebracht. „Und außer am Platz selbst gilt überall die Maskenpflicht“, sagt Fasshauer.

Fasshauer und Thomas haben das Konzept schon mehreren Konzerthallen vorgeschlagen, unter anderem der Olympiahalle in München. „Das hängt natürlich von der bayerischen Corona-Schutzverordnung ab“, erklärt er. „Die macht solche Konzerte noch nicht möglich. Wir gehen aber davon aus, dass auch in Bayern weiterhin gelockert wird. Und dann sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Denn die Olympiahalle habe schon Interesse gezeigt. Ein Sprecher sagt unserer Zeitung: „Wir stehen noch am Anfang der Gespräche. Wir müssen uns jetzt erst mit den Veranstaltern zusammensetzen und besprechen, wie das Konzept konkret aussehen könnte.“ Vor allem über die Wirtschaftlichkeit mache man sich noch Gedanken.

Zu Recht: 18 000 Zuschauer passen eigentlich in die Lanxess Arena – jetzt werden gerade mal 896 Platz nehmen dürfen. „Das ist für diese Zeit ein großes Publikum“, sagt Fasshauer, „aber natürlich nicht besonders lukrativ“. Mehrere Sponsoren hätten sich beteiligt. „Wir wollten in erster Linie den Künstlern die Möglichkeit geben, wieder aufzutreten“, sagt er. „Und wir hoffen darauf, dass mit den Lockerungen auch irgendwann mehr Menschen kommen.“ Die Kuben seien so ausgelegt, dass acht Besucher darin sitzen könnten.

Die Ticketpreise fangen bei 40 Euro an. „Das Konzert von Wincent Weiss war innerhalb von zwei Stunden ausverkauft“, erzählt Fasshauer. Deshalb habe man gleich noch zwei Konzerte von ihm geplant. Und Weiss meint: „Ich freue mich riesig, mal wieder mit der Band zu spielen, und das noch vor Publikum.“ Auch Felix Jaehn und Don Diablo stehen schon auf dem Programm. „Und auch Nena hat schon für Konzerte im Juli zugesagt“, verrät Thomas Fasshauer.  mit dpa

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