Weiß-blau bedächtig

von Redaktion

„Bonnie und Clyde“ im Blutenburgtheater

VON MALVE GRADINGER

Anpassung an die entschleunigte Corona-Zeit heißt die Devise im Münchner Blutenburgtheater: In „Zwoa wia Bonnie und Clyde“ gehen Babsi und Mane auf Bankraubzug. Getreu ihren 1967-Filmhelden Faye Dunaway und Warren Beatty – allerdings in weiß-blau bedächtig überlegtem Aktionsmodus.

Stefan Voglhuber überarbeitete die Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny, die selbst Bonnie und Clyde in der Uraufführung 1999 waren. Er übersetzte ins Bairische – womit der Abend allen Dialekt-Fans empfohlen sei. Voglhuber inszenierte auch selbst und kämpft als Mane mit hart auf die Probe gestellter Geduld gegen die stets verzögert reagierenden Synapsen von Teresa Sperlings Babsi. Auf hochhackigen Stiefeletten klackert sie durch das ehemalige Schuhlager, wo sie gestrandet sind – nach dem ersten verratzten Banküberfall: Statt die Tüte mit der Beute hat sie die „Düdn“ einer Bankkundin mitgenommen. Darin: Dosenravioli, Klopapier und Kaffee, den sie liebevoll für beide kocht. Immerhin. Als Gangsterbraut hat sie gar kein gutes Händchen. Beim Kartenlesen auf der Fahrt zur Bank, beim Planen eines zweiten Überfalls, ja selbst bei der von ihr verlangten Schritt-für-Schritt-Generalprobe – Unschulds-Babsi ist einfach schwer von Kapee. Die Dummerchen-Haltung so zwei Stunden durchzuhalten, ist eine Leistung für sich. Es folgen noch weitere Versuche und Pannen. Wird’s denn wenigstens etwas mit dem Traum von Heirat in Las Vegas und süßem Far niente in südlichen Gefilden? Es endet jedenfalls, mal rheinisch gesagt, „mit Schmackes“.

Weitere Vorstellungen

bis 17. Juli sowie

ab 18. August; Karten online unter www.blutenburg-theater.de

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