Es ist eine permanente Kastration – der Seele, der Person, des Wirkungsraums, der Sexualität. Oder wie Guida Gusmão es formuliert: „Ich habe erfahren, was es heißt, eine Frau in dieser Welt zu sein.“ Nun könnte man einwenden, Karim Aïnouz’ mit klassischer Grandezza erzähltes Drama „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ spiele in den Fünfzigern. Das könne man nicht mit der Gegenwart vergleichen. Doch. Die gesellschaftliche Psyche ist noch immer auf Sexismen und Unterdrückung gepolt. Das Drehbuch basiert auf einem Roman – die Verfilmung fängt diese literarische Gattung genial in Bildern ein. Jede Szene lebt von genauer Beobachtung und der Macht aufwühlender Dialoge. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen, die durch Männer und ihre eigene Naivität getrennt werden und sehnsuchtsvoll nacheinander suchen. Die Intensität der Handlung spiegelt sich in Ausstattung, Farben, Bildgestaltung und dem großartigen Spiel der Hauptdarstellerinnen Carol Duarte und Julia Stockler wider. hil