Der Hund mal als edler Jagdgefährte, der am Grab des Herrn trauernd wacht – und als Luxusgeschöpf signalisiert, dass da ein Großkopferter bestattet wurde. Der Hund mal als skurrile Marionette, bissig und rausgefressen. Die alten Griechen hatten ein vielschichtiges Verhältnis zu Tieren, ein erheblich bunteres als wir heute: einerseits fantasievoll, andererseits handfest praktisch. Davon erzählt die muntere Ausstellung „Hund, Katze, Maus – Tiere in Alltag und Mythos“ in den Antikensammlungen am Münchner Königsplatz, die Ulrich Hofstätter entwickelt hat. Eine Mal-Spiel-Entdecker-Ecke für Kinder gibt es obendrein.
Zu sehen sind Bildwerke von Vasengemälden über Skulpturen und Reliefs bis hin zur Möbelzier, etwa ein Elefantenkopf mit schönen Ohrwaschln. Dabei wird der Zeitraum vom achten bis zum vierten Jahrhundert vor Christus abgeschritten; mit anderen Worten: Es wird den Betrachtenden ein stupender Facettenreichtum geboten, ob nun stark abstrahiert beim rasenden Pferdegespann, ob ornamental, als wären es Jugendstil-Schlangen, ob bis zur Halssehne realistisch. Immer wieder bleibt man bei all der Fülle, die von fiktiven Tieren wie den Sphingen bis zu Götter-Symbolen wie Pfau (Hera) oder Schwan (Aphrodite, Fisch) reicht, neben den Geschichten dahinter an künstlerischen Höhepunkten hängen.
Zu denen können auch einfache Alltagsgeräte gehören. Da spielt der Töpfer bei einem Öllämpchen nicht nur mit der Kreisform. Er komponiert außerdem in den inneren Kreis einen Zeuskopf und vor ihm den Adler, der seine Schwingen wie Kreuzarme ausbreitet. Eine monumentale Bildfindung im Winzigen. Allerhöchste Reliefkunst sind die Tafeln, die das Landleben feiern; eine mit Gottheit, eine mit Bauer, aber beide mit Rindviechern.
Tiere waren bei den Griechen entweder nützlich oder schädlich. Und: „Sie waren das Bindeglied zu den Göttern“, wie Florian Knauß, Chef von Glyptothek und Antikensammlungen, erklärt. Diese drei Lebensbedingungen waren entscheidend für die Menschen, die der Natur ausgeliefert waren. Den „Deal“ mit den Göttern, die sich bisweilen in Tiere verwandelten, ging man geschickt ein. Ihnen wurde Vieh geopfert, aber das Fleisch aß man selbst, eine der wenigen Gelegenheiten, daran zu kommen. Schließlich schuftete der Ochse auf dem Feld, das Schaf gab Wolle, die Ziege Milch, und der Hahn kämpfte; was die Henne zu bieten hatte, war den Athenern und Co. noch nicht klar. Nur Schweine aß man.
Nervig war Getier wie Wildschweine, Mäuse oder Heuschrecken, die Ernten und Vorräte bedrohten. Außerdem war den Leuten damals mulmig beim Anblick von Fröschen und Schlangen; denn alles, was am Boden kreuchte, gehörte zu den gefährlichen Unterwelt-Göttern. Diese Tiere wurden trotzdem abgebildet: als Bann-Zauber. Eber wurden sogar mythologisch zu schier unbesiegbaren Monstern stilisiert. Um die auszuschalten, mussten ebenfalls mythologische Helden ran. Angenehmer waren Löwen und Panther, denn sie waren im Gegensatz zu Wolf und Bär längst nicht mehr in griechischen Gefilden heimisch. Letztere haben die Künstler und Kunsthandwerker ignoriert, während die exotischen Beutegreifer zu Götterbegleitern oder zu magischen Kraft-Gebern aufstiegen. Heute noch sind sie weltweit als Wappentiere – nicht nur in Bayern – beliebt.
Bis 10. Januar 2021,
Di.-So. 10-17, Mi. bis 20 Uhr; Broschüre: 3 Euro.
Sanierung der Glyptothek: Es gibt leichte Verzögerungen, der Wiedereröffnungstermin, 19. November, soll jedoch gehalten werden.