Die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), bei Veranstaltungen 200 statt 100 Besuchern zuzulassen und draußen 400 statt 200, hat nicht gerade für Euphorie in der Szene gesorgt. „Eine wirkliche Verbesserung stellt das nicht dar“, sagte Anna Kleeblatt vom Verband Münchner Kulturveranstalter. Keine einzige private Spielstätte könne unter diesen Voraussetzungen wirtschaftlich betrieben werden.
In den vergangenen Wochen hatte es herbe Kritik an der 100er-Grenze gegeben – und dies nicht nur von den privaten und öffentlichen Veranstaltern, sondern auch von Zuhörern, die etwa im gähnend leeren Gasteig und mit riesigen Sitzabständen ein Konzert der Münchner Philharmoniker verfolgen mussten (siehe Bild). Wie in einem Teil unserer gestrigen Auflage berichtet, stellte Söder einen Kabinettsbeschluss für kommende Woche in Aussicht. Die nächste Ministerrunde ist am Dienstag auf Herrenchiemsee. Ab wann dann allerdings die neue Regelung gelten soll, ist noch völlig offen.
Davon betroffen wäre in der zu Ende gehenden Saison zum Beispiel das Gärtnerplatztheater. Dort sei man vorbereitet, das Kartenkontingent für die verbleibenden Termine aufzustocken, heißt es. Es fehlten indes die offiziellen Daten. Das Signal lasse allerdings hoffen, noch im Juli reagieren zu können. Ebenso abwartend gibt man sich beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Am 19. und 20. Juli ist dort Sir Simon Rattle zu Gast. Die Karten werden über eine Online-Bewerbung zugeteilt, die Nachfrage ist groß und könnte mit der neuen Regelung zumindest ein wenig gestillt werden.
Söder sprach in Zusammenhang mit der Lockerung bei der Besucherzahl, dies könne nur unter strengen Hygiene-Auflagen erfolgen. Zum großen Teil haben die Saal- und Theaterbetreiber die Forderung längst erfüllt. Es gibt „Corona-Sitzpläne“ der Staatstheater mit entsprechenden Abständen. Auch der Gasteig hat ein Konzept vorgelegt – mit dem bis zu 700 Zuhörer möglich wären. Angeblich plant die Staatsoper ihren Saisonstart Anfang September mit 900 Gästen.