Ach ja, sie sind schon eine merkwürdige Spezies, die Ritter des hohen C. Angehimmelt für ihre Spitzentöne und gerne mal wegen ihres angeblich sehr ausgeprägten Egos aufs Korn genommen. Die fünf Tenöre des Gärtnerplatz-Ensembles scheren sich aber offenbar wenig um solche Klischees. Im Gegenteil. Wird beim gemeinsamen Arienabend der fünf „Herzensbrecher“ doch mehr als eines dieser bösen Vorurteile mit sympathischer Selbstironie aufgegriffen. Und genau so, wie es drei andere prominente Vertreter des Tenorfachs einst vorgemacht haben, fetzt man sich auch hier beim gemeinsam intonierten „Dein ist mein ganzes Herz“ oder „Nessun dorma“ um den lautesten, längsten und strahlendsten Schlusston. Wobei Lucian Krasznec in beiden Fällen die Pavarotti-Poleposition holt und hinterlistig noch einen kleinen Extra- Schlenker einbaut, um die Kollegen zu ärgern.
Freundschaft hin oder her, ein bisserl was ist schon dran am tenoralen Ego. Denn gerade in den Duetten oder Ensemble-Nummern schenken sich die Herren gegenseitig nichts. Aber jeder von ihnen kann sich auch entspannt im Alleingang präsentieren. Etwa dann, wenn Alexandros Tsilogiannis mit Werthers „Pourquoi me réveiller“ im Weltschmerz badet, Gyula Rab die Spitzentöne des berüchtigten Bravourstücks aus der „Fille du régiment“ rausknallt oder Maximilian Mayer als Lehárs Paganini das weibliche Publikum in den vorderen Reihen anschmachten darf. Gerade Letzteres ist jedoch eine Disziplin, die der wandlungsfähige Juan Carlos Falcón mindestens ebenso gut beherrscht. Er haucht den Ohrwurm „Bésame mucho“ mit Schlafzimmerblick und ordentlich Schmalz auf den Stimmbändern ins Mikro.
Neben den erwarteten Hits begegnet einem die eine oder andere Überraschung. Und mit „Some Enchanted“ sogar eine Leihgabe aus dem Bassrepertoire, deren beiläufig beschwingte Interpretation man als Themaverfehlung verbuchen muss. Dafür entschädigt die ebenso unerwartete wie glamourös pompöse Schlussnummer, die hier nicht gespoilert werden soll – weil man sie einfach selbst gehört haben muss. Das ist nach zwei ausverkauften Auftritten zwar erst wieder in der kommenden Spielzeit möglich. Doch das Warten auf die fünf Strahlemänner lohnt sich definitiv.
Nächste Vorstellungen
an diesem Samstag; Restkarten mit viel Glück: www.
gaertnerplatztheater.de.