Wünsch’ dir was

von Redaktion

Heute erscheint „Das Sams und der blaue Drache“ von Paul Maar

VON JOHANNA POPP

Wie oft es wohl vorkommt, dass Autorinnen oder Autoren eine Wendung bereuen, die ihre Geschichten genommen haben? Paul Maar jedenfalls, dem Schöpfer des „Sams“, ging es genau so, wie er in einem kurzen Vorwort zu seinem neuen Buch erklärt. Im 1980 erschienenen zweiten Band der Reihe nämlich hatte der Schriftsteller dem Wünsche erfüllenden Fantasiewesen Sams und seinem „Papa“ Herrn Taschenbier ein technisches Hilfsmittel zur Seite gestellt. Denn schließlich schwanden die blauen Wunschpunkte, die das Sams im Gesicht trägt, in bedenklichem Tempo, und so kam Herrn Taschenbier die rettende Idee: Er wünschte sich mit einem der letzten Sams-Punkte eine Maschine, die Wünsche erfüllt. Blöd nur, dass diese rasch den Geist aufgab.

Im Nachhinein, so Maar heute, bedauere er zuweilen, dass die Maschine so schnell kaputtging, denn: „Was hätten das Sams und Herr Taschenbier noch Überraschendes wünschen können.“ Und so hat er – 40 Jahre, nachdem er das Ende der Wunschmaschine in „Am Samstag kam das Sams zurück“ niederschrieb – das Wundergerät wiederauferstehen lassen.

In „Das Sams und der blaue Drache“, dem nunmehr zehnten Band der Reihe, der heute erscheint, erzählt er davon, dass das Sams gerne einen Drachen hätte, den es fliegen lassen kann. Weil aber der Besitzer des Drachen-Ladens, Herr Hespeler, im Urlaub ist, stellt das ungeduldige Sams heimlich die – noch funktionsfähige – Wunschmaschine an und wünscht sich einen Drachen.

Wer die „Sams“-Abenteuer kennt, ahnt, was passiert: Statt eines Spielgeräts taucht ein echter, chinesischer Drache in Herrn Taschenbiers Zimmer auf. Er kann sprechen, fliegen und Feuer spucken, was das Sams natürlich freut, aber auch für allerlei Schwierigkeiten sorgt. Alte Bekannte wie die zeternde Vermieterin Frau Rotkohl und der gutmütige Tierfreund Herr Mon samt Papagei Herr Kules sind wieder mit von der Partie, unterscheiden sich aber naturgemäß erheblich im Maß ihrer Begeisterung über das plötzlich aufgetauchte Fabelwesen. Das Sams witzelt, reimt und verfasst freche Lieder wie in guten alten Zeiten, Herr Taschenbier seufzt und ächzt über sein Sams, zeigt sich aber wie stets nachsichtig, und auch die Illustrationen werden nostalgische Gefühle wecken: Anders als zuletzt bei „Das Sams feiert Weihnachten“, das als erste „Sams“-Neuerscheinung von einer Illustratorin bebildert wurde, hat Maar seine Figuren jetzt wieder selbst gezeichnet.

Es ist also schlicht ein „Sams“-Buch, wie es sein soll. Den Drachenkünstler Peter Hespeler gibt es übrigens wirklich: Er lebt in Baden-Württemberg und hat sogar einen Sams-Flugdrachen kreiert, den Paul Maar höchstselbst hat fliegen lassen. Nun wurde er im „Sams“-Universum verewigt – auch wenn Maar ihn in den Urlaub schickt, anstatt ihn in Erscheinung treten zu lassen.

Paul Maar:

„Das Sams und der blaue Drache“. Oetinger Verlag, Hamburg, 185 Seiten; 13 Euro.

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